Das G’sindel – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Eingangs möchte ich mich bei der Leserschaft für den seltsam anmutenden Titel meines heutigen Beitrages entschuldigen. Zu der Begebenheit, die sich zuletzt im „Cafe Steiner“ zugetragen hat und von der ich euch heute erzählen möchte, ist er aus meiner Sicht aber durchaus passend.

Wenn in der Umgangssprache von „dem G’sindel“ gesprochen wird soll damit zumeist eine stark abwertende Haltung zu einer Unterschicht zum Ausdruck gebracht werden, deren sich der Sprecher moralisch und in der sozialen Ordnung übergeordnet sieht. Dass der Begriff vom historischen Gesinde abgeleitet ist dürfte dabei keine große Rolle spielen. Der Ursprung des Begriffes Gesinde entstammt dem Althochdeutschen und war jedenfalls die Bezeichnung für die zur häuslichen Arbeitsleistungen verpflichteten oder verdingten Knechte und Mägde eines Grund- oder Gutsherrn.

Wollen wir zu unserer Geschichte aus dem „Cafe Steiner“ kommen. Erst vor wenigen Tagen hatte der Schneefall auch in Wien eingesetzt und die Stammgäste beklagten sich über aufgetretene Einschränkungen im Autoverkehr. „Diese Sorgen bleiben mir zumindest erspart“, hörte ich Kellnerin Monika mit einem Schmunzeln hinzufügen, „die U-Bahn bringt mich auch bei Tiefschnee dorthin wo ich will.“ Ich konnte Monika nur zustimmen, da ich auch selbst die Meinung vertrete, dass man in einer Großstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oftmals besser, schneller und günstiger unterwegs sein kann als mit dem eigenen Kraftfahrzeug.

Dieser eher belanglosen Unterhaltung sollte eine Aussage von Helmut folgen, die letztlich der Auslöser für meine heutige „Geschichte aus dem Cafe Steiner“ war. Er, Helmut, wäre jedenfalls froh, dass er auf sein Auto in der Garage zurückgreifen könne, denn in den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre seiner Meinung nach „schlicht und einfach viel zu viel G’sindel unterwegs“.

Es mag sein, dass ich die Aussage von Helmut ein wenig überinterpretiere und solches auch nicht zum erstenmal gehört hatte. Ich konnte mich aber mit allzu pauschal und oberflächlich getätigten Aussprüchen noch selten arrangieren. Die Aussage von Helmut fand im Lokal keine weitere Beachtung und selbst wollte ich mich auf keine sinnlose Diskussion einlassen. Ich verstehe selbstverständlich, dass manche Menschen den Komfort im eigenen Auto schätzen und darauf nicht verzichten möchten – letztlich greife ich für bestimmte Fahrten selbst auf das eigene Auto zurück. Es geht mir hier auch nicht um eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit des eigenen Autos, sondern um eine für mich nicht zulässige pauschale Verunglimpfung des öffentlichen Verkehrs und ihrer Fahrgäste.

Ich wollte mit der heutigen Betrachtung gewiss nicht den Eindruck eines Moral-Apostels erwecken, der auf unbedarften Formulierungen seiner Mitmenschen herumreitet. Auch selbst werde ich wohl nicht immer jedes Wort auf die sprichwörtliche goldene Waagschale legen. Das kann fallweise auch von der jeweiligen Situation abhängen, wo auch Konfliktsituationen oftmals ein falsches Wort ergeben können. Eine pointierte Formulierung zu Sachthemen ist mir auch durchaus ein Anliegen. Die heute dargebrachte Geschichte hat aber mit nichts dergleichen zutun …

Pedro

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