Um ehrlich zu sein, liebe Leser, seit ich in Linz lebe, bestelle ich nicht mehr sehr oft bei den bekannten Versandhäusern, mit denen ich im Wesentlichen sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Aber mittlerweile sind die großen Bekleidungsketten von H&M bis C&A leicht und bequem für mich erreichbar und die Preise liegen oft wirklich deutlich unter den Angeboten im Versand. Ab und zu kommt es allerdings vor, dass ich bei einem der beiden großen Shoppingsender in Deutschland bestelle – meist Schmuck und Zier-KrimsKrams, und wenn, dann nur in kleinen Mengen. Die letzte derartige Bestellung lag über ein Jahr zurück, als ich mich vor ein paar Wochen für eine Bestellung beim „Versender des Jahres“ entschied: Edelsteinblumen und Splitterarmketten. Verzichtbar im Grunde, ich weiß es selbst, aber man gönnt sich ja sonst nichts!
Schon knapp eine Woche später hatte ich eine Verständigung in der Post, dass das Paket abholbereit wäre. Freudig nahm ich dieses in Empfang, doch die Freude wich einer gewissen Enttäuschung, als ich feststellte, dass eine der beiden Blumen kaputt war. Noch am Tag darauf retournierte ich diese Blume ordnungsgemäß mit dem Rücksendeschein und wies noch einmal darauf hin, dass ich einen Austausch wünschen würde. Danach verging Woche um Woche ohne dass ich von dem Versandhaus etwas hörte. Weder wurde die ausgetauschte Blume zugesandt noch erhielt ich ein Schreiben, dass es irgendwelche Probleme geben würde. Da ich nicht bezahlen wollte, ehe ich alles erhalten hatte, fürchtete ich schon in absehbarer Zeit eine Zahlungserinnerung, sprich Mahnung, im Postkasten zu finden.
Letzten Sonntag setzte ich mich also an den Laptop und holte mir aus dem Web die Service-Email des „Versenders des Jahres“: ich schilderte in meiner Email ziemlich detailliert den Verlauf der Geschichte, gab genau Kunden- und Artikelnummer, Datum des Postbelegs und den Grund der Retoure (kaputtes Blütenblatt) an. Und ich forderte ungehalten eine Erklärung, warum man sich nicht postalisch mit mir in Verbindung gesetzt hätte. Die Antwort kam einen Tag darauf gegen Mittag: eingefügt in eine verkaufsfördernd sein wollende Mail war das eigentliche Schreiben. Ich wurde darauf hingewiesen, dass man ein paar Dinge telefonisch mit mir klären wolle (Welche Dinge? Und warum nicht auf dem Mailweg?) und man hätte versucht mich telefonisch zu erreichen. Dazu muss ich sagen, ich kann mich nicht erinnern, dem Versandhaus meine Telefonnummer übermittelt zu haben. Noch viel weniger kann ich mich erinnern, dass ich in den letzten beiden Monaten von irgendeiner unterdrückten oder fremden Telefonnummer kontaktiert worden wäre. Eine Ausrede ganz klar, vermutlich weil die Sache verschlampt worden war.
Ich vermute jetzt, dass das Austauschstück nicht mehr vorrätig ist und dass man via Telefon versucht hätte mir all das schmackhaft zu machen. Ich hatte von Anfang an nicht vor, dieses Unternehmen während meiner Arbeitszeit oder über meine Handys zu kontaktieren. Behaupten kann man viel und ich habe schließlich keinen schlüssigen Beweis, dass ein Anruf der Servicehotline für ein Handy wirklich kostenlos ist. Für mich gibt es im Geschäftlichen außerdem nichts, das man nicht auch über Email klären kann. So oder so verstärkte sich mein Verdacht, dass ich auf den Verzicht meines Austauschstücks vorbereitet werden sollte. Dementsprechend aufgebracht entlarvte ich in meiner Antwort die Behauptung einer versuchten Kontaktaufnahme als plumpe Lüge und wies darauf hin, dass ich die gesamte Bestellung nun mehr retournieren würde. Ich hatte ob dieser Vorgangsweise das Interesse an den Sachen verloren und da der „Versender des Jahres“ mit dem nicht erfolgten Austausch der zerbrochenen Blume unseren „Liefervertrag“ nicht eingehalten hat, sehe ich gute Chancen diesen nun selber zu beenden.
Mit dem Konsumentenschutz werde ich in der Sache in den nächsten Tagen Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, wie meine Vorgangsweise aussehen soll. Denn der Versender des Jahres hat auf meine gestrige zweite Email heute gar nicht erst reagiert (weil ich wohl ein viel zu kleiner, unbedeutender Kunde bin oder weil man meint auf dem längeren Ast zu sitzen) und ich möchte mich rechtlich absichern. Meine Schwester, eine angehende Juristin, wird mir wohl auch mit Rat und Tat beiseite stehen. Bleibt für mich nur die kaum erklärbare Tatsache, wie man mit so einem Kundendienst „Versenders des Jahres“ werden kann. Vielleicht bringt es Albert Einsteins Erklärung auf den Punkt: Alles ist relativ. Solange es nur ums Zustellen ging, war ja der Shoppingsender sehr fix. Wenn es aber darum ging eine simple Reklamation zufriedenstellend zu bearbeiten, ließ der „Versenders des Jahres“ hingegen völlig aus. Zugegeben, ich bin ja als Kunde wirklich völlig unbedeutend und was rege ich mich da eigentlich auf?
© Vivienne
Nachtrag: Der Versender des Jahres hat sich heute (22.07.) noch einmal gemeldet bei mir. Man hat eingeräumt, dass die kaputte Edelsteinblume als komplette Retoure verbucht worden wäre, also nicht als Austausch. Und das, obwohl die Blume als Teil eines Duos konzipiert ist und ich auf dem Rücksendeschein „austauschen“ vermerkt hatte… Das Friedensangebot: die Einzelblume darf ich nun kostenlos behalten. Wenn Sie mich fragen, eine Flouritblume zum Ergänzen wird es wohl auch nicht mehr geben. Und warum man mir nicht gleich schriftlich reinen Wein einschenken konnte, bleibt auch offen. Aber mit dieser Lösung kann ich leben…