Die Wahrnehmung – Reflexion

Der Anfang ihrer Krankengeschichte.
Liegt mittlerweile schon viele Jahre zurück.
OP’s und Strahlentherapien waren notwendig.
Die auch halbwegs unkompliziert verliefen.
Aber es wurde ihr stets klar kommuniziert.
Dass sich der Tumor aufgrund seiner Lage.
Chirurgisch nicht vollständig entfernen ließe.
Auch wenn es ihr bestimmt nicht leicht fiel.
Mußte sie sich damit arrangieren.
Die Kontrollen zeigten in den letzten Jahren.
Auch einen durchwegs guten Verlauf.
Was ihre Zuversicht unterstützen konnte.

Der Tumor wurde ein Teil von ihr selbst.
Auch wenn sie gerne auf ihm verzichtet hätte.
Wäre er nun mal ein Teil ihres Lebens.
Manchmal schwelgt sie in der Vergangenheit.
Wie denn ihr Leben zuvor ausgesehen hätte.
Aber solche Gedanken verdrängt sie zumeist.
Sie hätte doch auch heute alles im Griff.
Ihre erwachsenen Kinder unterstützen sie.
Ebenso wie manch enge Freunde.
Wenn es ihr in der Seele zu eng werden sollte.
Es war ihr von Beginn an stets wichtig.
Sich aktiv mit der Diagnose zu beschäftigen.
Auch im Austausch mit anderen Betroffenen.
Konnte sie vielen anderen Mut zusprechen.

Im letzten MRT vor wenigen Wochen.
War nun eine Progression klar erkennbar.
Das hatte ihr der Facharzt ausführlich erklärt.
Zu dem sie großes Vertrauen haben darf.
Eine weitere OP wäre nun unerläßlich.
Das war zwar eine böse Überraschung.
Aber sie wollte auch keinen Zweifel daran hegen.
Diese Herausforderung erfolgreich zu meistern.
Etwas anderes käme doch gar nicht in Frage …

Dennoch wurden rasch Erinnerungen wach.
An die vorangegangenen OP’s.
Aber es liegt einfach in ihrem Wesen.
Dass sie nüchtern an die Sache herangeht.
Das Bild welches sie damit vermittelt.
Mag mancherlei Menschen irritieren.
Die schon bei weitaus kleineren Hürden.
Den Weltuntergang beschwören würden.

In einer Runde mit Freundinnen.
Wollte sie die OP etwas ironisch beleuchten.
Auch bei ihren Aufenthalten im Krankenhaus.
Hätte sie stets versucht ein wenig zu scherzen.
Könnt ihr euch so etwas vorstellen?
Ich weiß, daß ein solches Verhalten mitunter.
Zu einer Mißinterpretation beitragen kann.
Und so kam es dann schließlich auch.
Bei einer langjährigen guten Freundin.
Dürften die Alarmglocken geschrillt haben.

„Du solltes deine Seele besser nicht.
Mit einer solchen Fröhlichkeit betrügen.“
Lautete ein wohl gut gemeinter Ratschlag.
Der sie zum grübeln veranlassen sollte.
Tut sie sich denn etwas Ungutes damit.
Wenn sie die Diagnose „verlacht“?
Ich denke, ganz bestimmt nicht.
Die vermeintliche Fröhlichkeit sei doch.
Tausendmal besser als Trübsal blasen.

Es ist ihr wohl auch ein Anliegen.
Die Mitmenschen mit ihrer Geschichte.
Nicht in tiefes Erschrecken zu stürzen.
Wie das Verhalten seelisch zu beurteilen ist.
Traue ich mir einfach nicht zu beurteilen.
Aber sie wird mit ihrem Psychotherapeuten.
Ohnehin noch ein Gespräch suchen.

Was ich dir gerne sagen möchte, K.
Nur du kannst den für dich richtigen Weg finden.
Und mein Weg würde dem deinem sehr ähneln.
Ich wünsche dir alles Gute für den 2. August.

Pedro

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