Ein Eintrag ins Tagebuch – Teil 13

Müde bin ich.
Schon den ganzen Tag.
Dieses Wochenende in Tirol war anstrengend.
Oder besser gesagt.
Kalt…
Wenigstens habe ich königlich residiert…
Und gespeist wie Gott in Frankreich…
Aber jetzt bin ich müde.
Ich stehe im Garten.
Es regnet nicht.
Aber der Himmel ist in Grautönen verschwommen.
Manchmal blitzt ein wenig blauer Himmel durch.
Minuten scheint auch die Sonne.
Minuten.
Das richtige Wort.
Wie an einem Herbsttag im November.
Nur der Nebel fehlt.

Ich spaziere durch den Garten.
Alles nass.
Ich sinke fast ein zwischen den Beeten.
Ich trinke den Anblick der Blumen.
Auch die Rosen blühen schon.
Sie lassen sich nicht entmutigen.
Nicht durch den Regen.
Nicht durch die Temperaturen.
Mein Blick verliert sich im Donautal.
Samstagnacht.
Da kam diese SMS.
Sie riss mich aus dem Schlaf.
Sie war von ihm.
Halb zwei Uhr früh.
Ich möchte mit dir reden.
Idiot.
Dachte ich mir.
Kann er das nicht am Tag schreiben?
Oder überhaupt bleiben lassen?
Ich versuchte wieder zu schlafen.
Und konnte doch nicht.
Ich war doch aus dem Häuschen.
Mehr, als ich zugeben wollte.
Gegen vier Uhr früh schlief ich endlich ein…

Am morgen sah ich furchtbar aus.
Verschlafen.
Verschwollene Lider.
Meine Kollegin redete mich gleich an.
Ich musste grinsen.
So geht es mir immer.
Wenn ich nicht mehr einschlafen kann…
Ich habe nachgedacht.
Über das, was er schrieb.
Über das, was ich will.
Und ob wir uns da treffen.
Irgendwo in der Mitte.
Wenn ich ehrlich bin.
Ich glaube nicht, dass es etwas bringt.
Ihn zu sehen.
Er ist so.
Ein unsteter Geist.
Sinnlos sich an so was zu binden.
Er wird damit nicht fertig.
Und ich sollte nicht leiden müssen.
Seinetwegen.
Es ist nicht seine Bosheit.
Er kann nicht anders.
Auch wenn wir jetzt reden…
Er ändert sich nicht.
Nicht für mich…

Seine Orchideen blühen prachtvoll.
Und trotzdem tut es weh.
Sie zu betrachten.
Sie zu berühren.
Ich kann mich nicht freuen an ihnen.
Ich wollte sie schon verschenken.
Aber bringt das nicht Unglück?
Also sehe ich sie an.
Jeden Tag wieder.
Mit den langen Rispen voller Blüten.
In Purpur…
Das Klingeln des Handys weckt mich aus den Gedanken.
Als hätte er es gespürt.
Dass ich an ihn denke…!
Eine SMS.
Ich stehe vor eurer Haustür.
Kurz und bündig.
Was denkt sich der Kerl überhaupt?
Ich haste vom Garten nach vorne.
Sein Wagen steht da.
Und er steht davor.
Sieht mich an.
Unverwandt.
Und er wirkt nicht glücklich.
Ich winke ihm sachte.
Hilflos fast.
Das wollte ich nicht.
Reden.
Jetzt.
Mit ihm.
Aber er steht einfach da…

Vivienne

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