Ein Eintrag ins Tagebuch – Teil 5

Jetzt ist er vorbei.
Der Vollmond.
Ob das auch das Ende für meine krausen Gedanken ist?
Ich denke nur an die Vollmondhexe…
Ich weiß es nicht.
Mag sein!
Es war ein so schöner Tag heute!
Ich traf nette Leute.
Sehr nette Leute sogar…
Und sah viele Menschen.
Denen ich lange nicht mehr über den Weg gelaufen war…
Ganz unerwartet.
Der Frühling ist endlich da.
Und das Grün der Felder tut mir gut.
Der Flieder blüht in schweren Rispen…
Fast drohen die Zweige zu brechen.
Wenn der Wind stärker weht…

Ich spaziere durch die Straße.
Hier das Tschilpen der Spatzen.
Dort eine Amsel.
Die vor mir die Flucht ergreift.
Ich grüble wieder.
Ich wusste es doch.
Mit dem Vollmond hat das nichts zu tun.
Sondern eher mit der Phase.
Durch die ich mich bewege.
Eine Phase der Veränderung.
Seltsam.
Dass ich wirklich zu rauchen anfange…
Ich meine.
Nicht so ernst.
Ab und an halt.
Da einmal ein Zigarillo.
Dort eine Zigarette.
Einfach so.
Als müsste ich plötzlich ausprobieren.
Was ich nie versucht habe.
Nie zuvor…

Ich seufze.
Wage ich den Sprung ins kalte Wasser?
In unbekannte Welten?
Die mir bisher fern waren?
Hab ich Angst etwas zu versäumen?
Wird sich mein Leben auf einmal ändern?
Auf den Kopf stellen?
Hat die jahrelange Stagnation ein Ende?
Ich muss lächeln.
Mag sein.
Ich könnte aber auch nur in die Midlife-Crisis kommen.
Und versuchen mich jünger zu geben.
Als ich bin.
Etwa indem ich rauche…
So viele Leute tun das.
Auf irgendeine Art und Weise.
Mir fällt das oft auf.
Zuletzt.
Frauen in Mädchenkleidern.
Oder in engen Jeans und Tops.
Mit reifen Gesichtern.
Aber schmalen Taillen…
Wer will schon alt sein?
Heute?
In diesen Tagen?
Nichts ist schlimmer…

Meine Taille ist nicht schmal.
Aber alt fühle ich mich auch nicht.
Trotz meiner vierzig Jahre.
Und so aussehen wie man seinerzeit auszusehen hatte.
Mit vierzig.
Etwa wie meine Eltern.
NIE!
Ich ziehe an.
Was mir gefällt.
Und ich meinem Körper zumuten kann.
Gerade noch.
Mich hält keiner mehr für ein junges Mädchen.
Wenn ich durch die Straßen gehe.
Aber das ist auch nicht mein Anspruch.
Zwanzig möchte ich nie mehr sein…
Dreißig vielleicht.
Aber aussuchen kann ich mir das ohnehin nicht.
Wer fragt mich schon?
Ich bin froh für das, was ist.
Jetzt.
Zwar bin ich kein Erfolgsmensch.
Aber ich habe doch etwas geschaffen.
Auf das ich stolz sein kann.
Fünf Jahre.
Und sie waren nicht ganz umsonst…

Vivienne

Schreibe einen Kommentar