Halbe-halbe bei der Hausarbeit – Kritisch betrachtet

Kürzlich geisterten wieder Umfrageergebnisse durch die Sommerloch-geplagten Medien. Ein Drittel der Männer nur würde sich am Haushalt mit-beteiligen. Mehr noch, selbst diese würden sich ausschließlich die Rosinen aus dem Kuchen picken: etwa groß aufkochen, aber dann das Aufräumen ihrer besseren Hälfte überlassen. Einmal abgesehen davon, dass den Abwasch heutzutage in vielen Partnerschaften der Geschirrspüler erledigt (der nur gefüllt werden muss) und der Rest eher schnell sauber gewischt ist: es trifft sicher zu, dass sich viele Männer für den Haushalt nicht zuständig fühlen. Wofür auch die Erziehung verantwortlich ist. Sehr viele Mütter trachten danach ihrem Filius einzuimpfen, dass er nie etwas in der Küche oder in der Wohnung sauber halten muss. Wenn Mama das nicht mehr macht, dann muss das selbstverständlich die Partnerin… Es war doch immer so!

Eine fragwürdige Geisteshaltung, wenn Sie mich fragen. Woran könnte es liegen, habe ich mich schon oft gefragt, dass ein Mann ein Klobeserl nicht anrühren will? Natürlich ist es grauslich, ein WC zu säubern, vor allem, wenn man – anders als bei mir daheim – nur alle paar Wochen einmal erschreckt feststellt, dass „etwas geschehen muss“. Aber grauslich ist es für „frau“ genau so. Selbst im 21. Jahrhundert beeinflussen unsere Gesellschaft noch immer alte Klischees: vom Mann, der verdient, der das Geld heimbringt während die Frau den lästigen Kleinkram daheim von ihm fernhält. Ihn lukullisch und sexuell versorgt, den Haushalt managt oder sich gegebenfalls um die Kinder kümmert. Obwohl mittlerweile „Nur-Hausfrauen“ beinahe ausgestorben sind und fast jede Geschlechtsgenossin, wenn die Kinder aus dem Gröbsten sind, zumindest Teilzeit arbeiten geht, akzeptieren es viele Frauen, dass sie in ihrer Freizeit für eine saubere, gepflegte Wohnung hauptverantwortlich sind und auch spät abends noch für den kommenden Tag vorkochen… Frau kennt es wohl nicht besser.

Dass ich diese Einstellung nicht teile und keinesfalls akzeptieren würde, dass ich mich in einer Beziehung zur „Putze mit Wohnrrecht“ degradieren ließe, können Sie sich, liebe Leser, gut vorstellen. Ich war immer anderes und natürlich auch ein wenig bequem. Ich koche nicht viel in meiner Wohnung, und wenn es mich einmal nicht freut, muss der Staubsauger warten und ich belege mit der TV-Fernbedienung bewaffnet die Couch oder surfe wieder endlos durch das Web. Mittlerweile kennen Sie mich ja… Sehr prägend für mich und meine Geisteshaltung war – Sie werden es kaum glauben – die Endlos-Serie „Lindenstraße“. Die vielgeliebte „Mutter Beimer“ mutierte nach und nach zum Feindbild für mich, weil sie ihren (im Übrigen treulosen) Mann und auch die (später) erwachsenen Kinder nach Strich und Faden bediente, ja, ihnen fast noch das Essen vorkaute. Damals wurde mir bewusst, dass ich das nicht will, ja, auf keinen Fall einmal so leben wollte – sich für andere quasi aufzuopfern und auf meine eigenen Träume zu verzichten. Auch wenn der Charakter, den (die im wahren Leben kinderlose) Marie-Luise Marjan in der Soap darstellte, durchaus glücklich zu sein schien.

Ich bin im Grunde meines Herzens ein sehr fürsorglicher Mensch – für alle, die das bezweifeln… Mir ist es wichtig, für die „Meinen“, also Freunde und Familie da zu sein. Aber dieses „dienende Element“, das man für uns Frauen prädestiniert hält, das fehlt mir völlig. Ich bin Egoist genug, um nicht einer Beziehung wegen auf Bereiche zu verzichten, die mir etwas bedeuten. Einem möglichen Partner, der eine Beziehung davon abhängig machen würde, dass ich auf meine Lieblingsprofession, das Schreiben“ verzichte und der mir klar machen wollte, dass er die letzten Entscheidungen daheim trifft, würde ich die kalte Schulter zeigen. Eine Liebe dauert meist nicht ewig aber mein Schreibfluss könnte tatsächlich irgendwann versiegen, wenn ich ihm entsage… Auch wenn das widersinnig in manchen Ohren klingt. Wer mich liebt, nimmt mich wie ich bin und stellt keine Bedingungen. Und ist bereit eine gleichberechtigte Partnerschaft zu leben in der sich nicht eine Hälfte aufopfern muss. DAS ist nämlich das genaue Gegenteil von einem Kompromiss!

Bestimmt ist es nicht Gott gewollt, dass sich ausschließlich die Frau im Haushalt profiliert. Oder anderes formuliert: wen es nicht stört, dass der Göttergatte daheim keinen Finger rührt, soll glücklich werden damit. Wer auch gar nicht unzufrieden ist, dass der Mann ständig beim Stammtisch sitzt oder mit Freunden unterwegs ist, während frau selber die Zeit daheim mit Staubwischen und Kuchenrezepten verbringt, muss auch nichts ändern. Sein Glück im Glück des anderen zu finden, kann manchen Frauen sehr viel geben – nur mir ganz sicher nicht. Ich möchte meine Bestimmung schon auch in mir selbst finden und mit dem was mir wirklich wichtig ist. Das ist sicher nicht ein perfekter Haushalt, das sind „meine Menschen“, das sind meine Visionen – auch wenn sie vielleicht nicht wahr werden. Wer zu träumen aufhört, der erst hat aufgehört zu leben…

Dem männlichen Geschlecht einen simplen Denkanstoß zu liefern, dass man daheim mehr „darf“ als Glühbirnen auswechseln und allenfalls mal den Müll runter zu bringen, wird nicht reichen, um unsere Gesellschaft aufzubereiten für die Gleichberechtigung im Haushalt. Und solange Frauen selber nichts dabei finden, wird sich die derzeitige Männer-Quote von zwei Dritteln, die weiter nur das Nötigste oder gar nichts im Haushalt verrichten, nicht ändern. Ändern wird sich nur, wofür die Zeit reif ist und wofür auch die Frauen auf die Barrikaden steigen. Ehrlich, selber würde ich das auch nicht tun, meine Bequemlichkeit alleine würde mich schon vor einem Mann bewahren, der ausschließlich bedient werden möchte und genau diese Männer auch abschrecken. Manche Geschlechtsgenossin wird nun boshaft meinen, ich würde nur deshalb so schimpfen, weil ich es in meinem Leben verabsäumt habe, rechtzeitig einen Mann und eine eigene Familie zu bekommen. Aber genau das Gegenteil trifft zu: ich wollte nie und darum räume ich auch daheim nur meinen Dreck weg… Und allenfalls den meiner Katze! 🙂

Vivienne

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