In Gedanken bescheiden sein – Kurzgeschichten im Wiener Dialekt

Ich bin Wasser, Erde, Feuer, Licht
Doch fliegen kann ich nicht

Bin ein Mensch, ein Guter, in dieser Pflicht
Doch fliegen kann ich nicht

Zermalme komplexe Gedankenbrocken zu Staub, zu Nichts
Doch fliegen kann ich nicht

Zerschneide mit meinen Blicken Großkotz zum Wicht
Ich will fliegen, doch kann es nicht

Bin der König im Gedankenland, halte hier Gericht
Doch davonfliegen kann ich nicht

Bin ein Bettler, heische um Gedankenalmosen, sing ein poetisch Gedicht
Kann noch immer fliegen nicht

Pilgre durch Wüsten, Einöd, trag im Kopf viel Gewicht
In die Lüfte mich erheben, kann ich nicht

Setz mich müde nieder, ergebe mich der Ruh, dem Licht
Fordre nichts, denn fliegen kann ich nicht

Begnüge mich mit Leere im Kopf und Geist
Bald kann ich fliegen, bin bald weit gereist

Ich lass die schweren unnützen Gedanken liegen
Jetzt kann ich mich erheben, jetzt kann ich fliegen

Friedrich

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