Wenn ich so nachdenke… Bei allen Tiefschlägen in meinem Leben lassen sich die größten Ärgernisse auf jene Mitmenschen reduzieren, die immer meinten, sie müssten klug sein für mich. Ich ziehe diese Leue an, fast schon magnetisch. Und sie nerven mich mehr als ich es in Worte kleiden kann. Weil ich allein meine Entscheidungen treffe und mir nichts drein reden lasse. Schon lange nicht mehr. Denn wenn ich früher in solchen Situationen nachgab und mich in etwas reindrängen ließ, endete das in einem Fiasko. Immer. Und die Leute, genau die, die mir das penetrant vorher eingeredet hatten, wiesen dann alle Schuld von sich. Wuschen ihre Hände in Unschuld, während ich das Desaster auszubaden hatte. Irgendwann hatte ich genug davon. Genug davon, dass mein gutmütiges Gesicht alles Böse anzog, das meinte, mich manipulieren zu müssen…
Wenn ich ehrlich bin… Ein gutmütiges Gesicht habe ich nach wie vor. Aber wer nun glaubt, mich leicht beeinflussen zu können, der beißt sich die Zähne aus an mir. Was mir im Gegenzug rasch den Ruf der Sturheit und der Unbelehrbarkeit einbrachte. Eben diese Leute konnten nicht verkraften, dass ihre Überredungskunst an mir zerschellte… Schwer zu glauben, dass ich, die vor gar nicht so langer Zeit noch sehr umgänglich schien, plötzlich die Stacheln ausfuhr. NEIN – ein kleines Wort, das gewisse Leute aus meinem Mund auf keinen Fall akzeptieren wollten. Aus meinem Mund schon gar nicht. Furchtbare Vorstellung, dass ausgerechnet ich biedere Person mich entschieden verweigerte… Da musste man doch härtere Geschütze ausfahren…
Das tat man dann auch. Steter Tropfen höhlt den Stein. So meinte mancher. Ärgerer Verdruss lässt sich dann meistens nicht vermeiden, aber das ist nicht meine Schuld. Bei anderen Leuten, die vielleicht etwas entschiedener auftreten als ich, käme man wohl gar nicht erst auf die Idee nachzuhaken. Aber bei harmlos scheinenden Leuten wie mir meint man alle Grenzen übertreten zu können – bis zur Katastrophe. Wenn ich mich wehre und bösartig werde, bleibt kein Stein auf dem anderen… Und dann heißt es: sie ist verrückt! Egal – wenn ich dann nur meine Ruhe habe…
Klug für andere… Da muss man unterscheiden. Es gibt diejenigen, die wirklich meinen, sie müssten mich zu meinem Glück zwingen oder mich mit sanfter Gewalt hineindrängen. Das sind noch die Harmloseren. Die Schlimmeren sind die, die sich Vorteile von einem bestimmten Verhalten von mir erwarten. Die den positiven Effekt für mich in den Vordergrund stellen, denen es aber um ganz etwas anderes geht. Und die sind natürlich um ein Hauseck penetranter, weil sie „gute“ Gründe haben, nicht nachzugeben. Die Risse, die dann im Verhältnis zu diesen Leuten entstehen, sind normalerweise nicht mehr zu kitten. Weil ich keinen Grund habe, mich noch länger mit Leuten abzugeben, die mich nur vor ihren Wagen spannen wollen. Oder Sie vielleicht doch?
Klug für andere – mir fiele das gar nicht ein, mich in das Leben anderer Leute zu drängen. Und wenn ich jemanden brauche, dann lege ich die Karten auf den Tisch. Und verpacke mein Ziel nicht berechnend in einen Vorteil für jemand anderen, damit ich dann bekomme, was ich will. Nein, das liegt mir nicht. Das mache ich zwar beruflich und noch dazu ziemlich gut, aber privat möchte ich das nicht. Das ist der Unterschied. Eine frühere Kollegin von mir trennte beides nicht. Als sie dieselben Phrasen, mit denen sie ihre Kunden „einfing“, auch bei mir anzuwenden versuchte, gab ich ihr Konter. Einmal „überfiel“ sie mich daheim und versuchte mir einen Bankwechsel und die Mitgliedschaft bei einem Fitnesscenter einzureden. Was sie nicht sagte, war, dass ihr die Bank eine Herrenarmbanduhr und das Fitnesscenter einen kostenlosen Monat für das Werben eines neuen Kunden geboten hatten. Ich verweigerte mich entschieden, weil ich kein Interesse hatte und bald schon hat diese Frau keinen Schritt mehr in meine Wohnung gesetzt. Die Situation eskalierte in Folge. Das bittere Ende einer Freundschaft, die ihre Berechnung, ihre Gier und ihre Anmaßung zerstört hatten.
Mein Privatleben ist mir heilig. Und am allerwenigsten kann ich Leute gebrauchen, die meinen ohne einen Mann und seine Familie wäre ich aufgeschmissen und mein Leben öde und leer. Meine gegenteiligen Beteuerungen werden aber gerne ignoriert. Man ist sich ziemlich sicher, ich würde so ein angeheiratetes Familienleben sehr schnell derartig schätzen lernen, dass ich mich ärgern würde, dass ich so lange darauf verzichtet hätte. Ich kann nur laut lachen zu solch irrigen Meinungen, ich genieße das Leben, das ich führe sehr. Und wollte es gegen nichts tauschen. Meine Meinung werde ich sicher nicht ändern und: ich werde es auch nicht versuchen. Ich weiß auch ohne Probe auf’s Exempel dass mich das Leben als Hausfrau todunglücklich machen würde… weil ich nicht dafür geschaffen bin. Klug für mich braucht niemand sein, ich trage die Konsequenzen gerne. Und ich meine halt, dass sich jene Leute, die sich so wichtig um mein Leben machen, besser einmal um ihr eigenes Leben kümmern sollten. Und ihre Energien genau dort einsetzen müssten – und nirgends sonst…!
Vivienne