Am 24. November 2011 hat der österreichische Liedermacher und Schauspieler Ludwig Hirsch seinem irdischen Dasein ein Ende gesetzt. Sein musikalisches Debüt mit dem Album „Dunkelgraue Lieder“ geht auf das Jahr 1978 zurück, sodass ich behaupten darf dass mich die musikalischen Botschaften von Ludwig Hirsch schon seit meiner frühen Jugend begleiteten. Die Aussagekraft seiner zumeist kritisch, oftmals auch makaber-morbiden Liedtexte hat mich stets angesprochen – was bestimmt auch unabhängig von meiner Affinität zum Austropop zu sehen ist.
Als ich am Donnerstag voriger Woche in unterschiedlichen Portalen von dessen Ableben erfahren hatte verspürte ich bald den Wunsch in mir auch einige Gedanken niederzuschreiben. Ich hatte aber nicht vor einen Nachruf zu verfassen – auch wenn sich diesen Ludwig Hirsch zweifellos verdient hätte. Was mich dazu bewogen hat „zur Feder“ zu greifen war vielmehr der Umstand, wie unterschiedlich sich die heimischen Medien in ihrer Berichterstattung verhalten hatten.
Die österreichischen Onlinemedien orf.at und derstandard.at berichteten durchaus pietätvoll und verzichteten in ihren Artikeln auf eine Kommentarfunktion – was aus meiner Sicht durchaus begrüßenswert war. Ein weiterer Blick auf ein Boulevardmedium, daß seine Bezeichnung dem Namen unseres schönen Landes entliehen hat, sprach da für mich schon eine andere Sprache.
Die Schlagzeile „Hirsch hat sein Ende voraus besungen“ sollte eine Anekdote auf eines seiner erfolgreichsten Lieder „Komm großer schwarzer Vogel“ sein. Auch wenn sich Parallelen in dem Liedtext zum Ableben von Ludwig Hirsch nicht bestreiten lassen halte ich die Botschaft trotzdem schlichtweg für absurd, daß Hirsch bereits 1978 – vor über 30 Jahren – seinen Tod „vorausgesungen“ hätte. Es mag sein, daß ich hier ein wenig überreagiere, aber die Leserkommentare in dem besagten Onlinemedium haben das ihre dazu beigetragen.
Die Lieder von Ludwig Hirsch beschäftigten sich oftmals auch mit der Vergänglichkeit, doch habe ich immer die kritische Botschaft und ganz gewiß keinerlei depressive Stimmung herausgehört. Der „große schwarze Vogel“ durfte bei seinem Erscheinen im Jahr 1978 auf Ö3 erst nach 22 Uhr gespielt werden, da man befürchte, daß Menschen den Titel als Motivation zur Selbsttötung interpretieren könnten.
Das Verfassen dieser Zeilen stellte mich anfangs vor ein persönliches Problem. Es wäre ein Widerspruch den Umgang einzelner Medien mit dem Freitod von Ludwig Hirsch zu kritisieren, aber nun selbst allzu tief in sein Privatleben vorzudringen. In diesem Sinne habe ich mich entschieden lediglich eine Light-Version des ursprünglich von mir geplanten Artikels zu veröffentlichen.
Ludwig Hirsch wird von seinen Freunden und Weggefährten stets als lebensfroher, aber auch sehr nachdenklicher Mensch beschrieben. Sein langjähriger Manager berichtete auch, daß Hirsch zuletzt an einer neuen CD und an einer Tournee für 2012 gearbeitet hätte. Seine Entscheidung aus dem Leben zu scheiden sehe ich im Zusammenhang mit einer vermutlich ungünstigen medizinischen Prognose – wiewohl mir natürlich keine Details dazu bekannt sind und ich auch nicht näher darauf eingehen möchte.
Ludwig Hirsch hat uns mit seinen Liedern eine sehr wichtige Botschaft hinterlassen, welche gewiß auch weiterleben wird. Er hat es aber bestimmt nicht verdient aufgrund dieser Botschaften im nachhinein von den Medien als depressiver Charakter dargestellt zu werden. Das wollte ich einfach mal gesagt haben …
Pedro
Etwas „Nachträgliches“ zum Großen Schwarzen Ludwig! Möge seine Zunge nie vertrocknen!
https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/237/2373572/wdrzeitzeichen_2021-02-28_ludwighirschliedermachergeburtstag28021946_wdr5.mp3
Der Hirsch-Titel >I lieg aufm Rucken< hat mich seinerzeit zu meiner Geschichte über das Leben und Sterben in den Händen von Freischärlern der Arabischen Halbinsel, deren "Gast" ich damals sein durfte, befördert. Ich hatte diesen düsteren Humor zu dieser Zeit sehr, sehr nötig! Darum Ludwig, ich verdanke dir wenn auch nur indirekt, mein Leben. Und dich nun so gehen zu sehen…?
Ich danke dir für deinen Kommentar, Toni. Es lässt sich nicht bestreiten, daß die Texte von Ludwig Hirsch immer zum Nachdenken angeregt haben – so war es von ihm wohl auch gewollt.