Liebeskrank – Teil 39

Ich gehe auf einer Straße.
Ich renne und renne.
Immer schneller.
Ich weiß, jemand ist hinter mir.
Eine Hand, die sich nach mir ausstreckt.
Ich keuche.
Immer lauter.
Da spüre ich die Hand auf meinem Rücken.
Ich schreie.
Öffne die Augen.
Frank ist gleich bei mir.
Alles Okay, Liebes?
Ich sehe ihn an.
Sein Nachttischlämpchen brennt.
Ich nicke.
Frank steht auf.
Bringt mir ein Glas Wasser.
Ich trinke gierig.
Dann nimmt er mich in den Arm.
Streichelt mich.
War ein harter Tag gestern.
Ich nicke.
Ich denke an den Polizisten
Am Vormittag stand er plötzlich vor der Tür.
Gabriel ist tot.
Zum ersten Mal rede ich wieder.

Frank sieht mich an.
Ist es schlimm für dich?
Ich atme tief ein und aus.
Weiß du, ich kannte ihn so lange.
Zwei Jahre war er der liebste Mensch für mich.
Ich verstehe nicht…
Frank sieht mich sanft an.
Dass er sich umgebracht hat?
Er wollte gar nicht sterben!
Er wollte Aufmerksamkeit erregen.
Vor allem von dir…
Ich muss wieder an den Polizisten denken.
Und was er zu erzählen hatte.
Gabriel hat Gaby angerufen.
Sie möge zu ihm kommen.
Es wäre wichtig.
Dann schluckte er zwanzig Schlaftabletten.
Legte sich in die Badewanne.
Voll mit Wasser.
Und wartete auf Gaby.
Sie würde ja gleich kommen und ihn retten.
Aber Gaby kam nicht.
Ein schwerer Unfall in der Innenstadt.
Gaby saß fest in einem Stau.
Sie kam viel später als er glaubte.
Natürlich fand sie ihn.
Aber er war schon tot…

Er ist schon ein verrückter Kerl gewesen.
Franks Stimme streichelt mich.
Ich richte mich wieder auf.
Ja, er war verrückt.
Und ich war es auch.
Sonst hätte ich ihn nie so geliebt…
Gott sei Dank.
Ich bin froh, dass ich mich von ihm lösen konnte.
Frank küsst mich.
Streicht mir die Locken aus der Stirn.
Mach dir keine Gedanken.
Und kein schlechtes Gewissen.
Gaby sagt das auch.
Normalerweise wäre sie in zehn Minuten bei ihm gewesen.
Er hätte ihr etwas Wichtiges zu sagen.
So ein Halunke!
Dabei hat er die Tabletten danach erst genommen.
An denen wäre er nicht einmal gestorben.
In der Betäubung ist er ins Wasser gerutscht.
Ertrunken.
Merkwürdig.
Dass ihm das passiert ist!
Dabei hatte er Alles so genau geplant!

Ich kuschle mich an Frank.
Gaby überspielt vieles.
Ich kenne sie schon so lange.
Es gibt ihr mehr zu kauen, als sie zugibt.
Aber sie wird damit zurecht kommen.
Sie ist stark.
Ich decke mich wieder zu.
Frank sieht mich warm an.
Weck mich sofort auf…
…wenn du dich fürchtest.
Okay?
Ich nicke wieder.
Schließe die Augen.
Frank dreht das Licht ab.
Ich schlafe ein…

Der Wecker läutet.
Frank ist schon wach.
Willst du wirklich arbeiten gehen?
Ich rufe deinen Chef an, dass du…
Aber ich schüttle den Kopf.
Es geht schon.
Mir geht’s gut.
Glaub mir!
Wir trinken Tee.
Essen Semmeln.
Und ich bin merkwürdig gelassen.
Nach dem gestrigen Schock.
Ich frag mich warum?
Bin ich gar froh über alles?
Froh, dass Gabriel…?
Es wäre wohl makaber.
Aber wie wäre es weiter gegangen?
Wenn diese Aktion noch gut gegangen wäre?
Was hätte er dann versucht?

Er hat den Bogen überspannt.
Ich wollte nicht, dass ihm das passiert.
Aber es musste wohl sein…
Wo hätte er die Grenzen gezogen?
Und wann?

Frank sieht mich an.
Mit seinen strahlend blauen Augen.
Ein Geschenk des Himmels…

ENDE

© Vivienne

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