In unserer Gesellschaft stellt Alter einen Makel dar.
Vor allem für Frauen.
Altern ist ein Problem geworden.
Man muss sich mit vielem auseinandersetzen.
Dass man nicht ewig jung und knackig aussieht.
Dass man anfälliger für Krankheiten wird.
Beruflich nicht mehr seinen Mann stehen kann.
Oder seine Frau.
Und möglicherweise einmal ein Pflegefall wird.
Angewiesen auf fremde Hilfe…
Dazu vielleicht die Erkenntnis.
Man hat so vieles versäumt im Leben…
Midlifecrisis…
Und irgendwann kommt der Tod.
Unaufhaltsam.
Der Gedanke zu altern war für mich einmal schlimm.
Ich konnte mir nie vorstellen.
Eines Tages vierzig zu werden.
So weit weg!
Und so unerhört!
Heute bin ich über vierzig.
Und es macht mir nichts aus.
Natürlich gibt es trübe Momente.
Da fühle ich mich alt und verbraucht.
Dann bin ich unglücklich.
Aber nicht ursächlich, weil ich nicht mehr jung bin.
Sondern wegen diverser anderer Probleme.
Unsicherheiten.
Sorgen.
Und wenn ich ehrlich bin.
Das Alter ist mein geringstes Problem.
Es gibt Dinge, die mir so viel mehr zusetzen.
Die mich krank machen.
Wirklich.
Aber nicht mein Alter…
Nicht, solange ich stark und agil bin.
Dazu eine kleine Episode.
Vor einigen Wochen las ich einen Kommentar zu einer Umfrage.
In der Bohne.
Ein paar originelle Worte.
Und ich meldete mich bei dem Mann.
Nennen wir ihn Manuel.
Ich sprach ihn auf den Kommentar an.
Und ein netter Dialog entspannte sich.
Via Email.
Bis zu dem Moment, als mich dieser Manuel nach meinem Alter fragte.
Unvermittelt.
Ich antwortete ehrlich und mit Ironie.
Ich wäre 41.
Mit einer Option auf den 42. im September…
Sie werden es nicht glauben.
Ich habe nichts mehr von dem Mann gehört.
Kein Wort.
Wir kannten uns nicht persönlich.
Vor allen Dingen.
Es ging um nichts zwischen uns.
Kein romantischer Flirt.
Aber meine Altersangabe reichte ihm um unseren Kontakt abzubrechen.
Der völlig banal und harmlos war.
Und total unromantisch…
Machen Sie sich selber Ihren Reim darauf.
Was im Kopf eines solchen Mannes vorgehen muss…
Wer hat da ein Problem mit dem Alter?
Altern ist wie das Reifen einer Frucht.
Im besten Fall.
Die Süße einer Frucht.
Das sind am Ende unseres Lebens die Weisheiten.
Die wir begriffen haben.
Und die unser Denken bereichern…
Leicht gesagt.
Ich gebe es zu.
Unsere Gesellschaft lebt etwas anderes vor.
Ganz etwas anderes.
Sie stigmatisiert die Älteren.
Fast, als wären sie Aids-krank.
Sie forciert Schein und Fassade.
Und degradiert das Alter zur Ausschussware.
Männer wie Frauen.
Kein Wunder dass der Mensch das Alter fürchtet.
Weil er in Schubladen gepresst wird.
Und er sich schuldig fühlt.
Weil er kein junger Spund mehr ist.
Altern ist kein Malheur.
An sich.
Es bleibt keinem erspart.
Und im Leben geht es letztlich um ganz andere Dinge.
Als jung und schön und begehrenswert zu sein.
Wer das nicht begreift, hat noch viel zu lernen.
So schön und jung kann er sich gar nicht machen.
Oder fühlen.
Vor allem Frauen müssen das erkennen.
Ihnen graut besonders vor dem Alter.
So sagt man zumindest.
Die Wahrheit ist.
Ich kenne flüchtig einen Mann.
Er fürchtet seinen runden Geburtstag.
Wie der Teufel das Weihwasser.
Mehr als jede andere Frau, von der ich weiß…
Natürlich ist ein gewisses Alter eine Hemmschwelle.
Darf es auch sein.
Ein anderer Lebensabschnitt.
Eine neue Tür geht auf.
Und es kostet Überwindung neues Terrain zu beschreiten.
Aber wer sich vormacht, er müsste nicht durch.
Er könne sich vorbeischummeln.
Den wird der Sturm durchholen.
Mit Allmacht.
Vivienne/Lilly