Lillys Gedanken zur Jungfräulichkeit

Kürzlich sah ich eine Serie im Fernsehen.
Sie spielt in den 80ern.
Jugendliche unter sich.
Mit ihren unterschiedlichen Erlebnissen.
Ein Mädchen hatte seinen ersten Freund.
Weswegen sie in die Bredouille geriet.
Die Eltern versuchten sie zu beschützen.
Merkwürdige Sätze fielen.
Wie dieser.
Deine Jungfräulichkeit ist ein Geschenk…
Wie altbacken!
Selten so gelacht.
Jungfräulichkeit?
Ein Geschenk?
Lächerlich!
Jungfräulichkeit ist ein biologisches Merkmal.
Das Jungfernhäutchen hat nichts mit Tugend zu tun.
Es dient nur zum Schütz der Vagina.
Vor Krankheitserregern etwa.
Das sind die Fakten.

Bekannt ist:
In der Vergangenheit wurde Jungfräulichkeit zu einem Symbol der Tugend.
Als wäre es ein Makel.
Wenn ein Mädchen mit einem Mann schläft.
Dahinter steckt natürlich eine ganz andere Bedeutung.
Frauen wurde von jeher das Recht auf eine eigene Sexualität abgesprochen.
Und vor allem auf Vergleichsmöglichkeiten.
Welcher Mann ist besser?
Das musste verhindert werden.
Opposition machte sich breit.
Von der Kirche.
Von Puristen.
Von Moralisten.
Und alle, die sich für besonders gottesfürchtig hielten.
Darum wurde das Hymen zum Tugendmesser stilisiert.
Und wehe es war nicht mehr intakt…!
Hure!
Dirne!
Und dergleichen mehr.
Dabei ist es im Grunde nichts Bedeutsames.
Kein Geschenk.
Höchstens ein Nachteil.

Die wenigsten Mädchen können ihre erste sexuelle Erfahrung wirklich genießen.
Durch das Hymen ist der erste Sex mit Schmerzen verbunden.
Und mit Blutverlust.
Zumindest für die meisten.
Wenn der Bursch nicht besonders einfühlsam ist.
Kann das „erste Mal“ schon zu einem Desaster geraten.
Auch mir ging es so wie vielen anderen.
Man lernt dazu.
Mit der Zeit.
Das ist auch am klügsten.
Sex ist aufregend.
Und ich war halt auch begierig auf diese Erfahrung.
Ich wollte es endlich wissen.
Welches Mädchen nicht?
Das wird auch noch in hundert Jahren so sein.
Sex wird meistens tabuisiert.
Viele Eltern haben Hemmungen.
Den Nachwuchs auf den unausweichlichen Sex vorzubereiten.
Als könnten sie ihn damit verhindern.
Oder hinauszögern.
Das Gegenteil ist der Fall.
Darum sind viele Mädchen nach dem ersten Mal so enttäuscht.
In Bravo und Co stand ja auch etwas ganz anderes…

Jungfräulichkeit ist also nicht mehr als ein biologisches Merkmal.
Und trotzdem.
Auch dieser Tage sehen das nicht alle so profan.
Ein Bericht im Fernsehen vor einiger Zeit klärte mich auf.
Eine an sich hübsche Frau deklarierte sich als Jungfrau.
Knapp unter vierzig.
Streng religiös.
Marienverehrerin.
Sie hatte noch nie Sex mit einem Mann gehabt.
Und ließ sie sich zur Jungfrau weihen.
Die Reporterin, die sie interviewte, wollte es genau wissen.
Und wenn doch noch der Mann für’s Leben käme?
Die Frau winkte ab.
Entschieden.
Nein.
Ganz sicher nicht…
Ich glaube, die Frau hat ihr Leben verschenkt.
Für eine Illusion.
Vielleicht versteckte sie hinter ihrer Tugend auch nur Angst vor Sex.
So etwas gibt es.
Etwa durch ein Trauma.
Schade ist es trotzdem.
Das hat für mich nichts mit Religiosität zu tun.
Sondern mit einem Fehlglauben.
Kein Gott fordert das!

Ich hoffe, das wird der Frau nie bewusst…

Vivienne/Lilly

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