Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  März 2004



Madonna, Teil 1

Madonna ist für mich gewissermaßen ein Relikt meiner Jugend. Ich erinnere mich genau an ihre Anfänge, speziell an den Durchbruch mit „Like a Virgin“ und an ihre unglaublichen Erfolge über die Jahrzehnte. Unvergessen für mich, wie mein späterer Schwager über die Musik von Madonna Anfang 1985 meinte: „Die kennt in zwei Jahren keiner mehr!“ Mein Schwager ist kein dummer Mann, spielte selber als Jugendlicher in einer Band und kennt sich aus in der Musikszene. Trotzdem: Madonna ist die größte Fehleinschätzung seines Lebens…

Am 16. August 1958 wurde Madonna Louise Veronica Ciccone in Rochester im US Bundesstaat Michigan geboren. Sie war erst fünf Jahre alt, als ihre Mutter an Brustkrebs starb. Zu diesem Zeitpunkt lebten die acht Kinder der Familie verteilt auf diverse Verwandte, da sich Madonnas Eltern kurz vor dem Tod der Mutter getrennt hatten. Später heiratete ihr Vater zu Madonnas Verdruss seine Haushälterin, die große Stücke auf Disziplin hielt. Fortan stand Madonna als älteste der Geschwister in der Verantwortung und durfte Windeln wechseln.

Kaum zu glauben: Die verstorbene Mutter hatte vor, sie ursprünglich in ein Kloster zu schicken, durch deren frühen Tod musste Klein-Madonna aber „nur“ auf eine strenge katholische High School. Der Vater erlaubte ihr dennoch Tanzunterricht, und in der Schule nahm sie weitere Stunden. Dort erlebte man Madonna zum ersten Mal als die „blasierte, frühreife und extrovertierte“ (Selbsteinschätzung) Madonna, die wenig ausließ, um nur ja auch aufzufallen. Dennoch brachte die ehrgeizige Tochter gute Noten nach Hause, denn schließlich honorierte ihr Vater jede gute Note mit Geld.

Nach der High School zog Madonna eine Tanzausbildung an der University of Michigan durch und ging daraufhin nach New York. Es folgten ernüchternde Jahre, mit miesen Unterkünften und der Erkenntnis, dass mit Tanzen allein die Karriere nicht in Schuss kommt. Ein Ausflug nach Paris brachte auch nicht den erhofften Erfolg. Wieder zurück im Big Apple mit der festen Absicht, im Musik-Business Fuß zu fassen, gründete Madonna mit Dan Gilroy „The Breakfast Band“. Letzten Endes erwies sich aber die „Frühstückskombo“ als Rohrkrepierer. Das Angebot für eine Rolle in „A Certain Sacrifice“ kam zu diesem Zeitpunkt gerade recht. Dieser Softporno und einige andere Nacktaufnahmen, die später im Playboy erschienen, fielen dem Starlet nicht schwer, solange sie der Karriere nicht abträglich waren. Und sie stand auch immer dazu.

Sire Records, ein Ausleger von Warner Bros. Records, veröffentlichte 1983 für eher mickrige 5000 Dollar Madonnas erste Single „Everybody“. Interessanter Weise wurde sie für eine afro-amerikanische Disco-Diva gehalten, ein Marketing-Gag der Plattenfirma. Das Debut verkaufte sich immerhin 250.000 Mal und erreichte Platz 3 in den Dance-Charts. Im selben Jahr erschien Madonnas selbst betitelte Debütplatte und der unaufhaltsame Aufstieg zum Weltstar und Massenidol nahm seinen Lauf. (Allen Unkenrufen meines Schwagers zum Trotz!)

Madonna Louise Ciccone erfand also die Kunstfigur Madonna, die untrennbar mit einer gnadenlosen Vermarktungsmaschinerie und regelmäßigen Image-Wechseln verbunden war. Madonna erfand sich immer wieder neu, sie wechselte in bestimmten Abständen ihr Erscheinungsbild, ihre Frisuren und ihr Styling und suggerierte so dem Publikum die Rolle der trendbewussten Popdiva. Anders als ihr großes Vorbild Marilyn Monroe schaffte sie es jedoch nicht, in Hollywood Fuß zu fassen.

Vivienne

 

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