Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Juli 2004



Dilemma

Was soll ich nur tun?
Ich weiß es einfach nicht genau.
So ein Zwiespalt der Gefühle kostet immer wieder Kraft.
Ich versuche mich auf anderes zu konzentrieren.
Hör dem Radio zu.
Der belanglosen Musik.
Aber diese Singlebörse interessiert mich auch nicht.
Und wieder muss ich an mein Dilemma denken.
Das Problem lässt sich nicht beiseite schieben.
Ich seufze laut.
Ich will nicht mehr.
Wie ein gordischer Knoten.
Der sich nicht öffnen lässt.
Ich bemühe mich so.
Und stelle mir die Sache bildlich vor.
Wie einen dicken festen Knoten.
Ein Knäuel schon fast.
Das geschickt aus lauter kleinen Knoten zusammengefügt worden ist.
Man würde Jahre brauchen, um das aufzulösen…
Wenn überhaupt!

Es lässt mich nicht los.
Menschen reden.
Vermeintlich über dasselbe.
Und im Grunde meinen sie doch alle etwas anders.
Daher gibt es immer Unklarheiten.
Missverständnisse.
Und Zweifel.
Zweifel, die ich habe.
Über dich.
Über mich selbst.
Und über das, was uns verbindet.
Wir tasten einander ab.
Schon eine Weile.
Ganz vorsichtig.
Wie Hunde, die sich beschnuppern.
Sanft.
Ruhig.
Aber zurückhaltend.
Und keiner macht den ersten Schritt auf den anderen zu.
Zumindest mir scheint es so.
Ja, ich könnte schwören darauf.
Dass es so ist.

Aber dann kommen mir wieder diese Zweifel.
Ist der Wunsch der Vater des Gedanken?
Könnte es sein.
Dass ich ein gewisses Interesse von dir nur erhoffe?
Mir einrede?
Weil ich dich sehr gern habe?
Man meint so vieles.
Und doch ist es oft wieder ganz anders.
Selbsttäuschung.
Ich würde weiß Gott was dafür geben.
Wenn du mir nur endlich offenbaren würdest.
Wie du unser Verhältnis siehst.
Alles wäre leichter zu ertragen als diese Ungewissheit.
Die mich so quält.
Aus dem Konzept bringt.
Ich liebe dich.
Okay.
Dieses Gefühl musst du nicht notwendigerweise auch für mich empfinden.
Ich glaube dich zu kennen.
Zu einem gewissen Grad tu ich das ganz sicher.
Da täusch ich mich gewiss nicht.

Aber ganz an dein Innerstes hast du mich noch nicht heran gelassen.
Ich kann es dir nicht verübeln.
Wer weiß, wie du über mich denkst!
Wie es in dir für mich aussieht.
Womöglich bin ich einfach nur eine liebe Freundin für dich.
Und doch peinige ich mich manchmal.
Mit Vorstellungen.
Überlege mir, wie du mit anderen Frauen ausgehst.
Mit ihnen lachst und schäkerst.
Und weiß Gott was sonst noch…!
Ich will gar nicht weiter denken.
Es ist so oder so nicht leicht.
Es bleibt dabei.
Ich hab dich sehr lieb.
Und wenn ich erfahren will.
Wie du für mich fühlst.
Werde ich wohl den ersten Schritt machen müssen.
Obwohl ich das scheue.
Weil  ich mir vielleicht eine blutige Schnauze hole.
Nun, vielleicht nicht gerade blutig.
Vielleicht bellst du mich ja auch nur an!
Der Vergleich mit den Hunden lässt mich einfach nicht los.
Hunde können sehr menschlich sein.

Aber vielleicht wedelst du ja auch mit dem Schwanz…!

Vivienne

Link: Alle Beiträge von Vivienne

 

Schreibe einen Kommentar