von Vivienne – Juni 2004
Die Ballade vom Liebesbeweis
Ein junges Mädchen verliebte sich in einen jungen Mann.
Die beiden kannten sich schon eine Weile.
Trafen sich immer wieder.
Sie lachten viel.
Verbrachten viel Zeit miteinander.
Und irgendwann hatte das Mädchen das Bedürfnis.
Es müsse über seine Liebe sprechen.
Er muss mich doch auch lieben.
Wenn ich in seine Augen blicke.
Lese ich darin all seine Gefühle für mich.
Trotzdem zögerte es.
Seine Angst war groß.
Vor Zurückweisung.
Aber auch vor der Liebe selbst.
Sich zu öffnen.
Eins zu werden.
Mit dem Mann, den es liebte.
Vor all dem Neuen.
Das es dann erwartete.
Endlich nahm sich die junge Frau ein Herz.
Und legte ihre Gefühle offen.
Ich liebe dich.
Schon längere Zeit.
Das sollst du wissen.
Der junge Mann blickte erstaunt.
Damit hatte er nicht gerechnet.
Verliebt in ihn?
Fast hätte er gelacht.
Schließlich sah er der jungen Frau ins Gesicht.
Du liebst mich?
Dann beweise es mir!
Es sagt sich so leicht.
Ich liebe dich.
Kannst du es mir auch beweisen?
Dann tu etwas für mich.
Etwas ganz besonderes.
Damit ich es sicher weiß.
Das Mädchen erschrak.
Mit allem hatte es gerechnet.
Nur nicht damit.
Aber
Aber was soll ich denn tun?
Der junge Mann zuckte die Achseln.
Lass dir etwas einfallen!
Du liebst mich doch?
Oder?
Wortlos ging er weiter.
Ließ die junge Frau stehen
Die Situation war schwierig.
Das Mädchen schlief schlecht.
Zermarterte sich den Kopf.
Und weinte viel.
Schließlich rang es sich zu einer Entscheidung durch.
Als es seinen Liebsten das nächste Mal sah.
Empfing er es mit einem erwartungsvollen Lächeln.
Ich warte auf deinen Beweis.
Was wirst du tun?
Das Mädchen atmete tief durch.
Ich werde gar nichts tun.
Ich liebe dich.
Aber du liebst mich nicht.
Wer liebt, fordert nicht.
Aber du willst nur Beweise.
Aber welchen größeren Beweis gibt es schon.
Als dir mein Herz zu Füßen zu legen?
Mich dir zu öffnen?
Verletzbar und voller Hoffnung?
Du liebst mich nicht.
Darum ist alles umsonst.
Der junge Mann blickte ärgerlich.
Das hatte er nicht erwartet.
Also so willst du es lösen?
Du drückst dich?
Dann geh weg.
Ich brauche dich nicht.
Er drehte sich um.
Die junge Frau weinte leise.
Dann lief sie fort.
Der junge Mann hingegen lächelte zufrieden.
Als er ihr nachsah.
Sie wird wieder kommen.
Ganz sicher.
Er wusste, wie man eine Frau behandelt.
Aber die Tage und Wochen vergingen.
Und kein Zeichen seiner Freundin.
Mit der er immer so eine schöne Zeit verbracht hatte.
Irgendwie vermisste er sie.
Schließlich kehrte er zurück an den Ort.
An dem er sie verlassen hatte.
Und er begann sogar zu rufen nach ihr.
Zuerst leise.
Dann immer lauter.
Aber nur der Wind in den Bäumen rührte sich.
Er bekam keine Antwort.
Denn er war ganz allein hier.
Und da begann der junge Mann zu begreifen
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