von Vivienne – Juli 2004
Die Gesichter der Wahrheit
Müsste man die Wahrheit beschreiben.
Könnte man sie am ehesten vergleichen.
Mit einem schönen Edelstein.
Der wunderbar schillert.
Aber unter jedem wechselnden Blickwinkel.
Seine Farbe ändert.
Mal leuchtet er blau.
Dann grün.
Oder dann wieder orange
Auch ein Kaleidoskop.
Das immer wieder ein anderes Muster zeigt.
Ist ein guter Vergleich für die Wahrheit.
Auf jeden Fall ist die Wahrheit nichts Feststehendes.
Nichts Fixes.
Nichts Eindeutiges.
Du sollst nicht lügen.
Eine sehr unzulängliche Umschreibung für etwas.
Das jeder anders sieht.
Jeder hat seine eigene Wahrheit.
Wenn also jemand sagt.
Er möchte die Wahrheit herausfinden.
Dann hat er sich ein schier unlösbares Unterfangen aufgehalst.
Die Wahrheit sieht jeder anders.
Ich habe es doch nur gut gemeint.
Der eine weist jede böse Absicht von sich.
Fühlt sich ungerecht traktiert.
Unglaublich, was du dir geleistet hast.
Die Empörung des anderen kennt keine Grenzen.
Er fühlt sich wieder zutiefst verletzt.
Recht haben beide irgendwie.
Das ist der Punkt.
Weil jeder seinen eigenen Platz in der Welt hat.
Seinen eigenen Blickwinkel.
Seine Facette.
Das wirkliche Problem mit der Wahrheit ist.
Dass kaum einer bereit ist.
Seine Sichtweise zu ändern.
Sich über einen anderen Blickwinkel zu trauen.
Versuchen, den anderen zu verstehen.
Dessen Bereich kennen zu lernen.
Sich nicht zu fixieren.
Angesagt ist viel mehr.
Stur zu bleiben.
Auf seiner Sichtweise zu beharren.
Auf seinem Recht.
Auf seinem vermeintlichen Recht
Das Leben auf dieser Welt wäre einfacher.
Wenn jeder nicht immer auf seiner Version der Wahrheit beharren würde.
Uneinsichtig.
Auf seiner Schiene weiterfahren würde.
Mir ist Unrecht geschehen.
Basta.
Daneben gibt es nichts anders.
Das stimmt aber nicht.
Es gibt auch eine andere Facette.
Wahrscheinlich sogar noch viele mehr.
Ins Unrecht setzt sich nur der.
Der wirklich in böser Absicht schädigt.
Aber auch der, der sich nicht mit dem anderen auseinandersetzt.
Die Frage ist nicht Wahrheit oder Lüge?
Die Frage ist.
Wie geh ich mit den Gegebenheiten um?
Die Umstände sind es die die Geschichte ausmachen.
Und damit die Wahrheit.
Und die sind nun mal für jeden anders.
Wer das erkennt.
Sucht auch nicht mehr die Wahrheit.
Sondern den Menschen, der dahinter steht.
Und seinen Teil der Geschichte.
Wahrheit ist nun mal kein einzelnes Faktum.
Sondern immer eine lange Geschichte.
Mit vielen Seitenhandlungen.
Und um die geht es.
Und um nichts sonst
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