Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Juli 2004



Impressionen: Freibad

Wer kann bei diesem Wetter schon freiwillig daheim bleiben!
Ich nicht.
Am frühen Nachmittag führt mich mein Weg ins Freibad der Nachbargemeinde.
Ausgestattet mit Badetüchern und viel Sonnencreme.
Meine empfindliche Haut rötet schnell.
Im neuen Badeanzug werfe ich mich gleich in das kühlende Nass.
Welch eine Erfrischung!
Der Himmel ist tiefblau.
Das satte Grün der Bäume und Sträucher kontrastiert herrlich dazu.
Keine Wolke am Himmel.
Ich vergesse alles um mich und tauche ein.
Ein Rempler reißt mich aus dem Badegenuss.
Ein Bubengesicht lacht mich an.
Entschuldigung.

Ja, es sind auch viele Kinder hier.
Genau genommen dominieren sie das Geschehen.
Bälle fliegen durch die Luft.
Schwimmflügerl wohin das Auge reicht.
Irgendwo treibt ein riesiger, dunkler Hai.
Prall gefüllt mit Luft.
Bunt sind die Badetrikots.
In allen Farben, Formen, Mustern und Materialmixes.
Ob neonbunt oder unischwarz.
Ob Badeshort oder Bikini.
Alles ist vertreten.
Üppige Weiblichkeit quellt aus so manchem Badekostüm.
Nur mühsam gebändigt.
Aber auch männliche Gössermuskeln sind immer wieder vertreten.
In der Nähe des Beckenrandes sitzt so ein Vertreter.
Oberhalb seiner merkwürdige blaugrün gemusterten Short wölbt sich der Bauch bedrohlich.
In der Hand die unvermeidliche Zigarette.
Auf dem Kopf eine unsägliche blaue Kappe.
Durch die dunkle Sonnebrille mustert er Bikinischönheiten.
Träumen darf man immer…

Nach einer Ewigkeit im Wasser suche ich mein schattiges Platzerl unter einem Baum auf.
Ich trockne mich ab.
Creme mich wieder ein.
Etwas weiter vorn liegt ein älterer Mann in der Sonne.
Neben ihm turnt seine Enkelin.
Immer wieder versucht sie den Opa ins Wasser zu locken.
Komm, Opa.
Komm mit.
Wer als erster dort ist.
Opa mag aber nicht recht.
Es taugt ihm scheinbar in der Sonne.
Und müde scheint er auch zu sein.
Ein Tag im Bad ist anstrengend.
Aber das Mädel gibt nicht nach.
Und schließlich rappelt sich der Mann hoch.
Folgt etwas unlustig seiner Enkelin ins Becken.
Ich sehe den beiden grinsend nach.
Und folge ihnen schließlich.
Mich zieht es mit Allgewalt wieder ins Wasser.

Allerlei Kleintier schwimmt immer wieder auf der Oberfläche.
Einmal angezogen von den glitzernden Fluten gibt es keine Rettung mehr.
Fliegen.
Bremsen.
Und Ähnliches.
Auch ich selber befördere so ein Tier ins Wasser.
Als es sich auf mein Gesicht setzt.
Nur kein Bremsenstich auf der Wange!
Auch Unappetitliches treibt bisweilen im Becken.
Ungeniert vergisst so mancher, dass man ein Taschentuch mithaben sollte.
Auch wenn es anders bequemer ist.
Da hilft nur großräumig ausweichen.
Das Reinigungssystem schluckt derlei Ergüsse früher oder später.
Und man fragt sich, was da wohl an Körperflüssigkeiten noch eins wird mit dem Wasser.
Man beginnt die Vorzüge von Chlor zu schätzen.
Auch wenn es bisweilen in den Augen brennt.
Besser das, als irgendetwas anderes…

Ich lasse mich im Wasser treiben.
Teilweise mit geschlossenen Augen.
Remple mal jemanden an.
Unabsichtlich.
Aber die Leute sind sehr gutmütig heute.
Und wohl auch müde.
Ich genieße kurz den Ausblick auf den Bahndamm.
Ohne die Züge, die durchfahren, würde man meinen, völlig abgeschlossen zu sein.
Irgendwo versteckt am Land.
Die Züge sind es auch die mich zur Heimkehr mahnen.
Der Tag ist fortgeschritten.
Der Himmel ist so klar wie lange nicht.
Ein paar Quellwolken tauchen am Horizont auf.
Ob es heute wieder gewittert?
Als ich mich abtrockne, mustere ich die Wiese rundherum.
Viele Bäume.
Dazwischen immer wieder eine Bank platziert.
Und Mistkübel.
Es sieht recht sauber aus.
Obwohl so viele Leute da sind.

Die Leute wissen die Idylle offenbar doch zu schätzen…

Vivienne

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