Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Oktober 2004



Prinzip Hoffnung

Hoffnung ist die Kraft, die dich weitergehen lässt,
auch wenn der Sturm immer stärker wird.
 

Liebe wünscht sich jeder Mensch.
Oder fast jeder.
Aber Hoffnung ist es, die die Menschen aufrecht hält.
Wenn die Menschen keine Hoffnung mehr haben,
dann sterben sie.
Lange vor dem physischen Tod.
Bessere und klügere Menschen als ich haben blumige Vergleiche für die Hoffnung entworfen.
Immer wieder wird sie als zarte, zaghafte Pflanze dargestellt.
Die trotz allem Wind und Wetter trotzt.
Eine passende Metapher.
Sie lässt in mir ein Bild entstehen.
Von einem Strauch, der im Winter kahl und dunkel dasteht.
Und wenn der Frühling anbricht, treibt er Blätter.
Und Blüten.
Wie wenn nach schweren Schicksalsschlag die Freude am Leben zurückkehrt.
Das Leben geht immer weiter.
Und es gibt immer triftige Gründe, Freude am Leben zu finden.
Und in dir selbst… 

Wir leben in einer scheinbar wohl situierten Gesellschaft.
Und dennoch war die Zahl der Selbstmorde nie so hoch wie jetzt.
Ehrlich: wer von uns hat nicht schon in einer dunklen Stunde schon daran gedacht, sich aus dem Leben zu schleichen?
Ich selber gestehe ein, einmal daran gedacht zu haben.
Feigheit war er es letztlich, die mich hinderte!
Oder war es nicht Feigheit?
War es vielleicht doch etwas anderes?
Angst vor dem Tod?
Vor einem qualvollen Sterben?
Ja, die auch.
Aber mehr als alles war es eine Art Macht, die mich am Leben festhalten ließ.
Und ich habe es nie bereut.
Der Gedanke, beinahe mein Leben weggeworfen zu haben für jemanden, der mich nur benutzte, lässt Ekel  in mir aufsteigen.
Aber auch Dankbarkeit.
Dankbarkeit, dass ich es nicht tat.
Aber immer wieder gibt es Menschen, die nicht mehr genug im Dasein ankern.
Denen jede Hoffnung fehlt.
Und jede Perspektive.
Ein Sprung.
Oder eine handvoll Tabletten.
Eine Geisterfahrt mit dem Auto.
Taten, mit denen so mancher sein Leben beendete. 

Unsere Welt ist kalt geworden.
Und fröstelt nicht, angesichts der Toten die ein Krieg fordert.
Irgendwo.
Noch weniger der Menschen wegen, die am Dasein verzweifelt sind.
Sehen wir nicht auch weg?
Bauen wir nicht auch einen Schutzwall in uns auf?
So viel Leid – ich kann es nicht mit ansehen!
Das müssen wir auch nicht.
Wir sollten viel mehr etwas tun.
Dagegen.
Aufeinander zugehen.
Und Mut machen.
Im Grunde lebt doch jeder nur mehr für sich.
Für sein schönes Haus.
Für die teure Wohnung.
Und für Statussymbole.
Aller Art.
Dabei kostet es nichts, sich auch Zeit für andere zu nehmen.
Aber wir nehmen uns nicht einmal genug Zeit für unsere Liebsten.
Leben aneinander vorbei.
Beziehungen scheitern.
Ehen arten in Krieg aus.
Kinder werden als Waffen missbraucht.
Um dem anderen weh zu tun. 

Oft scheint es nicht verwunderlich, dass sensible Menschen ihr Leben weggeben.
Dass sie in der Kälte, die uns umgibt, erfrieren.
Seelisch.
Die Hoffnung ist ganz klein geworden.
Geknickt.
Es liegt an uns sie aufzupäppeln.
Die Sonne der Nächstenliebe scheinen zu lassen.
Uns selbst zu ändern.
Und damit unser Leben.
Und das anderer. 

Ich höre jetzt manchen wie er sagt.
Gott, wie banal!
Wie realitätsfremd!
 

Lassen wir uns von solchen Leuten regieren?

Vivienne

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