von Vivienne – Mai 2004
Selbstverständlich
Das Leben ist ein Geschenk.
Mit all den Möglichkeiten.
Die wir dadurch haben.
Und die wir nutzen können.
Aber wissen wir das zu schätzen?
Wer weiß, was es eigentlich heißt, gehen zu können?
Wenn er nicht selber im Rollstuhl sitzt?
Oder hinkt?
Wer weiß sein Augenlicht zu schätzen?
Wenn er nicht von einem Tag auf den anderen lernen muss.
Dass sein Sehvermögen eingeschränkt ist.
Der Mensch ist sehr undankbar.
Was das betrifft.
Er sieht nur was er nicht hat.
Was ihm gegeben ist.
Das nimmt er selbstverständlich.
Seine Talente.
Seine Freunde.
Seinen Erfolg.
Gesundheit.
Wenn er unglücklich ist.
Hadert der Mensch.
Mit sich selbst.
Mit Gott.
Mit dem Schicksal.
Oder wen immer er dafür verantwortlich macht.
Mag schon sein.
Der Mensch ist für manchen Sturz selbst verantwortlich ist.
Für manches.
Aber nicht für alles.
Das eine oder andere kommt über uns.
Wie ein Blitzschlag.
Wie ein Erdbeben.
Wie ein fallender Stein.
Darf man dafür andere verantwortlich machen?
Gehört nicht auch eine gewisse Weisheit dazu zu sagen.
Es ist halt so.
Ich kann es nicht ändern.
Wer weiß, wofür es gut ist!
Demut.
Demut, für das Geschenk des Lebens.
Größe.
Größe, das Leid anzunehmen.
Reife.
Reife, den Sinn darin zu erkennen.
Und Gott dafür danken.
Weil es mich vielleicht vor anderem bewahrt hat.
Und später weitere Türen aufmachte.
Türen, die man sonst nie gegangen wäre.
Weil man sonst in eine Sackgasse weitergelaufen wäre.
Leid macht uns stark.
Es lehrt uns zu erkennen.
Was wir haben.
Was wir schätzen dürfen.
Und was uns niemand nehmen kann.
Freunde.
Liebe.
Fähigkeiten.
Neue Perspektiven.
Die Fähigkeit zu danken.
Sich selbst zu erkennen.
Was bin ich doch ungerecht!
Gegen mich selbst.
Gegen das Leben.
Gegen alle Möglichkeiten.
Die sich wie neue Chancen öffnen.
Nichts ist selbstverständlich.
Link: Alle Beiträge von Vivienne