Pausengespräch



Ach du Scheiße, da kommt Kira. Was will die denn von mir, sie hat doch noch nie mit mir geredet. Ich wünschte, ich hätte ihre Haare. Oder wenigstens ihren Friseur. Oder ihr Shampoo.
-Hi Mia.
-Hi.
-Das war so krass, wie du heute Mike hast abblitzen lassen. Das geht gar nicht, wie der mit uns allen umgeht.
Krass? Mike ist Kindergarten gegen so ziemlich jeden aus meiner Nachbarschaft. Keine Ahnung, warum die alle Angst vor ihm haben. Was sag ich jetzt?
-Okay. Danke.
-Hast du Lust, heute Mittag zu mir zu kommen? Jessy kommt auch. Wir wollen Brownies backen und Netflix schauen.
Netflix. Ich bin froh, dass wir überhaupt einen Fernseher haben. Wäre schon cool. Aber wenn ich hingehe, muss ich sie auch irgendwann einladen. Ich weiß ja, wo Kira wohnt. Großes Haus, grüner Garten, dicke Autos. Im Haus wahrscheinlich ne Menge toller Kram.
-Weiß nicht.
-Wird bestimmt witzig, würde mich freuen, wenn du kommst.
Wenn sie auch nur einmal bei mir wäre, wüssten gleich alle, wie es bei uns aussieht. Ihre Garage ist wahrscheinlich größer als unsere ganze Wohnung. Alle Möbel vom Sozialkaufhaus. Die letzten Tage im Monat nur noch noch Toastbrot mit Margarine und Nudeln mit Tomatensoße. Kann die sich doch gar nicht vorstellen.
-Nee, ich glaub, ich hab keine Lust.
-Okay, musst ja nicht. Bis dann.

Mia schaute Kira hinterher. Kira war bestimmt sauer. Sie würde sicher nie mehr fragen. Mia wusste nicht, ob sie traurig oder wütend war. Wütend auf die Welt. Wütend auf sich selbst. Aber was hätte sie schon tun sollen?

2 Gedanken zu „Pausengespräch“

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