Sommer… – Aus dem Leben

Heute zeigt er es uns wieder, der Sommer. Der Ventilator läuft. Und die Katze, sie liegt herum, träge, frisst ein wenig, trinkt ein wenig, dann legt sie sich wieder nieder. Recht hat sie! denke ich mir. Ich wollte, ich könnte es ihr gleich tun, aber das geht nicht. Auch, weil mein Steißbein geprellt ist. Und das wird noch eine Weile weh tun, noch eine ganze Weile… Aber wenigstens ist mir nicht allzu heiß. Vorhin, als ich nach Hause kam, da habe ich geduscht – kühlendes Nass! Es war herrlich! Die verschwitzen Sachen gleich bei der Schmutzwäsche deponiert.

Ins Freibad? Ich habe daran gedacht. Aber das wird heute überfüllt sein, hoffnungslos. Das weiß ich. Als ich mittags in die Stadt fuhr, tummelte sich ein Kinderwagen nach dem anderen in der Straßenbahn. Fast wie verabredet. Alle nach dem Mittagessen unterwegs ins Bad. Schlechtes Timing. Und die Hitze, sie machte allen zu schaffen. Ein Rollstuhlfahrer, er bekam das zu spüren. Kein Platz mehr, und die Mutter der Zwillinge ließ ihn das nicht sehr freundlich wissen… Ein paar Stationen später, ein Stückchen mehr Platz, und ein Vater mit seinem Sprössling im Kinderwagen steigt ein. Verdonnert mit dem Junior zu baden… Nächste Station. Eine farbige Frau möchte herein, mit Riesenkoffer und Kinderwagen. Der besagte Vater, er weigert sich reinzurücken. Kein Platz! Der Streit eskaliert. Die Farbige sagt: Alle Österreicher sind dumm! Der Vater sagt: Ihr seid alle Sozialhilfebezieher! In Afrika, wo du herkommst, gibt es keine asphaltierten Straßen… HC Strache hätte seine helle Freude… Ordner holen die Frau aus der Straßenbahn, nachdem der Streit fünf Minuten tobte und die Bim nicht weiterfahren konnte…

Wer hat recht? Ich weiß nicht. Gewonnen hat die Hitze, auf jeden Fall, mit der Aggressivität, die sie verbreitete. Und die Dummheit – denn die Österreicher sind nicht alle dumm. Und auch in Afrika gibt es genügend asphaltierte Straßen… So viele Vorurteile! Stattdessen: ein wenig nachdenken, ein wenig einlenken – und die nächste Straßenbahn kommt bestimmt. Das war es jetzt Wert…

Ein Blick aus dem Fenster. Quellwolken. Ob es heute Abend gewittert? Man wird sehen. Festlegen würde ich mich nicht. Und es sieht nicht unbedingt danach aus. Aber das kann sich ändern. Rasend schnell… Der Ventilator, er gibt sich alles Mühe. Wirbelt die Luft auf und verursacht mir Genickschmerzen. Ich lächle gequält. Was ist besser? Kurzes Nachdenken. Ich entscheide mich für die Genickschmerzen. Spielt keine Rolle mehr bei meinem Steißbein, meine ich. Ich bin durstig, ein Glas Saft und meinen Tee muss ich auch noch trinken. Brennnesseltee. Ekelhaft, aber er wirkt. Ist es nicht so?

Meine Gedanken wandern weiter. Manche Menschen, die sind wie Brennnesseltee. Eigentlich sind sie eine Zumutung, aber die Lektion, die man durch sie lernt, braucht man einfach. Schließlich sind wir ja auf dieser Welt um zu lernen… Brennnesseln hatte ich schon einige in meinem Leben. Zweifellos keine angenehmen Erinnerungen, aber ohne sie wäre manches nicht möglich, das mein Leben nun bereichert. Also auf ins Vergnügen, die erste Tasse Brennnesseltee! Und runter damit!

Eiskaffee wäre mir wohl lieber… Ich bin träge und richte mir das Haar. Es ist noch ein wenig feucht vom Duschen vorhin. Sommer ist schön, ich liebe den Sommer, den blauen Himmel. Aber die Leute, denen es nicht heiß genug sein kann, die verstehe ich trotzdem nicht. Italienische Zustände, die brauche ich nicht in meinem schönen Linz. Bei 30°C, da liegt bei mir die Grenze, ganz klar. Und dass andere jubeln, weil es demnächst noch viel heißer werden soll, ist mir ein Rätsel. Aber so ist wohl jeder anders… Auch die Bekannte, die oft ohne Büstenhalter und in kurzen Röcken herumläuft. Sie ist ein Jahr älter als ich. Weder die fleckige Haut noch der Körperbau rechtfertigen ihre Freizügigkeit. Und die Erdanziehungskraft wirkt auf ihre Brüste… Andererseits, wenn sie meint. Zweiter Frühling. Sie hat einen jüngeren Mann und dem will sie wohl gefallen.

Ein Blick auf die Uhr. Ein prachtvoller Sommertag, und er beginnt sich zu neigen, so nach und nach. Der Wetterbericht verspricht gerade Unwetter und Hagel. Na dann…! Ich muss die Zimmerpflanzen gießen, auch sie sind durstig, geht mir nebenbei durch den Kopf. Aber erst nachher… ich bin ein wenig faul. Und meine zweite Tasse Brennnesseltee wartet schon. Sommer ist Leben, aber das Leben, es verbrennt dich manchmal, auch wenn die Sonne es nur gut meint mit dir. Der Himmel ist noch blassblau aber die Wolken, sie mehren sich…

Vivienne

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