Susanne – Aus dem Hinterhof der Seele

Jetzt.
Brauchst du eine Zigarette.
Denkst du dir.
Auf die Begegnung hin.
Tatsächlich.
Deine Finger.
Sie zittern.
Ein wenig.
Während du versuchst.
Die Zigarette anzuzünden…
Nein.
Das gibt es nicht.
Denkst du dir.
Wenn es dir nicht passiert wäre.
Eben.
In der Mittagspause.
Du hattest gegessen.
Mit der netten Kollegin.
Vom zweiten Stock…
Auf dem Weg.
Zurück in die Firma.
Da hast du sie erkannt.
Susanne.
Mit ihren langen, dunklen Haaren.
Und der Brille…
So ein Zufall!
Hast du dir gedacht!
Und ihr gewunken.
Susanne!

Sie hatte aufgeblickt.
Kurz.
Wortlos.
Dann war sie über die Straße gegangen.
Kein Zebrastreifen.
Weit und breit.
Und ein Autofahrer.
Er hupte.
Und bremste.
Susanne.
Sie ignorierte ihn.
Verschwand in der Menschenmenge…
Du hattest ihr nachgeblickt.
Fassungslos.
Du hattest begriffen.
In Sekunden.
Das hatte sie absichtlich gemacht.
Deinetwegen.
Sie hatte nicht reden wollen.
Mit dir.
Und du wusstest genau.
Warum…
Noch ein letzter Zug von der Zigarette.
Du dämpfst sie aus.
Zur Besprechung.
Darfst du nicht zu spät kommen…

Die Präsentation.
Sie läuft an dir vorbei.
Der Kollege.
Monotone Stimme.
Und er nuschelt ein wenig.
Aber darauf achtest du nicht.
Du denkst an Susanne…
Susanne.
Deine Cousine.
Wann hast du sie gesehen?
Zuletzt?
Richtig.
Beim Erbschaftsprozess.
Euer vermögender Großvater.
Verstorben.
Und dein Vater.
Er hatte geerbt.
Sabines Eltern.
Sie fochten das Testament an.
Beeinflussung!
Behaupteten sie.
Blödsinn!
Habt ihr euch gewehrt.
Dein Vater.
Er hatte sich halt gekümmert.
Um den Großvater.
Wo war Susannes Familie gewesen?
Nach dem Herzinfarkt des Großvaters?
Sie glänzte.
Durch Abwesenheit.
Also war es okay.
Dass dein Vater erbte.
Der teure Anwalt.
Jeden Groschen Wert…

Die Präsentation endet.
Beifall.
Er reißt dich aus der Erinnerung.
Der Chef nickt zufrieden.
Noch Fragen, meine Herren?
Nein.
Fragen hast du nicht.
Später.
Klopfst du ihm auf die Schulter.
Dem Kollegen.
Ich bin sehr beeindruckt.
Der Kollege strahlt.
Kaffeepause.
Susanne…
Ihr hattet euch gut verstanden.
Immer.
Von Kindesbeinen an.
Aber nach dem Prozeß.
War sie vorbeigestürmt an dir.
Wütend.
Tränenspuren im Gesicht.
Ihre Eltern.
Sie hätten das Geld gebraucht…
So sehr!

Das war jetzt ein Jahr her.
Ziemlich genau sogar.
Susanne.
Du hattest sie nicht mehr gesehen.
Seit her.
Vor allem.
Hättest du nie gedacht.
Daß sie so aufgebracht ist.
Nach wie vor.
Wegen des Urteils…
So aufgebracht.
Daß sie die Straßenseite wechselte.
Sogar.
Nur um nicht mit dir reden zu müssen.
Nicht einmal.
Belangloses.
Hallo.
Oder.
Wie geht’s?
Konnte sie nicht einfach?
Die Dinge ruhen lassen?
Wie jeder andere Mensch auch?
An ihrer Stelle?
Eure Freundschaft.
Aus Kindertagen.
Nichts mehr Wert?
Du nickst.
Ganz offensichtlich.
Und daß sie so verbohrt ist
Die Susanne.
Das hast du nicht geahnt.
Kein bißchen…

Vivienne

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