Von Fertiggerichten und anderen Unverzeihlichkeiten… – Aus dem Leben

Sehen Sie oft die Werbung im Fernsehen? Fertiggerichte – sie boomen! In allen Variationen. Hausmannskost, Veggie von Spar oder eher Chef Menü. Und was da gezeigt wird im TV, sieht sehr lecker aus. Und es hält den geschmacklichen Erwartungen durchaus stand. Schmeckt passabel bis sehr gut und kann ich jederzeit empfehlen… Und vor allem, das „Kochen“ geht so schnell: rein in die Mikrowelle, ein paar Minuten gegart, fertig. Toll, wenn man nach der Arbeit müde ist und keinen Bock mehr auf Kochen hat…

Und da komme ich ins Spiel. Ich koche sehr ungern. Früher, im Elternhaus habe ich für die Familie gekocht. Jeden Sonntag und jeden Feiertag. Ich habe es gehasst, jedes Mal wieder. Längst wusste ich, ich bin keine Hausfrau, nicht nur deshalb… Und in der damaligen Firma passierte mir dann das Malheur, dass ich ein paar Kolleginnen, eingefleischte Hausfrauen, auf die Palme brachte, weil ich mir Fertiggerichte in der Arbeit zubereitete. Besonders die eine Kollegin, selbst ernannte Supermutter und Superoma, bekam einen regelrechten Gänsehals, wenn sie mir nachblickte, wann immer ich zur Mikrowelle ging. Es wurde geschimpft und gezetert über mich. Dutzende Male wurde mir gepredigt, doch am Abend selber vorzukochen und das Mahl am nächsten Tag in die Firma mitzunehmen. Eine ziemliche Anmaßung, finden Sie nicht? Was geht das die Weiber an? dachte ich mir. Was?

Und jetzt, Jahre später? Ich koche wie gesagt selten. Wenn, dann höchstens Nudelgerichte. Und abends, da koche ich schon gar nicht. Höchstens eine Packerlsuppe oder ein kleines Fertiggericht… Weil es schnell geht. Ich komme öfter erst abends von der Arbeit nach Hause und ich habe keine Lust mich dann an den Herd zu stellen und zu kochen. Vom Abwasch gar nicht erst zu reden…

Hand auf’s Herz, liebe Leser: warum soll ich auch kochen, wenn es mich nicht freut? Und sagen Sie bitte nicht, dass Fertiggerichte ungesund sind. Ein Schweinsbraten mit Kartoffelknödel oder ein Zwiebelrostbraten mit Speckfisolen und Bratkartoffeln triefen auch vor Kalorien und vor Fett. Und beide Gerichte sind Musterbeispiele dafür dass selbstgekochte Speisen auch nicht gesund und vor allem nicht bekömmlich sind…

Mein liebster Mensch, der kocht auch nicht selbst. Dosen von Felix mit gefülltem Paprika oder Chili und Tiefkühlpizzen füllen seinen Kühlschrank und den Gefrierschrank. Er sagt immer: Dose auf, rein in die Mikrowelle, drei Minuten warten, fertig. Der Unterschied zwischen uns ist der: bei ihm würde kein Kollege und kein Freund je auf die Idee kommen ihn deswegen zu kritisieren. Ein Mann darf auf „Dosenfutter“ und Fertiggerichte zurückgreifen, zumindest bis er eine Frau hat, die ihn bekocht. Frau tut das ja aus Liebe… oder?

Fertiggerichte sind ein Verkaufsschlager. Singles und wohl nicht nur diese greifen auf die Möglichkeit zurück, schnell und doch schmackhaft zu kochen. Und ohne die halbe Küche zu beschmutzen. Was ist falsch daran? Gar nichts. Viel weniger als an den Volkssuchtkrankheiten Alkohol oder Zigaretten, die aber gesellschaftsfähig sind. Aber gerade als Frau, und da gibt es oft heftige Kritik von sogenannten edlen, kochenden Hausfrauen: du wirst angegriffen, wenn du zu Fertiggerichten greifst. Der versteckte Vorwurf, der dahinter steckt, ist ein ganz anderer: Schaff dir gefälligst einen Ehemann an und versorge eine Familie anständig! Das ist deine wahre Pflicht und Aufgabe!

Ganz ehrlich, ich pfeif drauf, liebe Leser! Ich werde sicher nie heiraten und ganz bestimmt auch keine Familie versorgen. Schon aus Prinzip, ich unterwerfe mich keinem Diktat, das mein Leben unbequem machen und mir meine Freiräume rauben würde. Klar, deshalb werde ich immer anecken. Deshalb gab es auch zeitweise wie zwangsweise Nachhilfe in Männerfindung. Frei nach dem Motto: Das geht doch nicht, dass sie sich ihrer wahren Bestimmung entzieht. Eine Frau ohne Ehemann und Familie ist doch nichts!

Selber kann ich nur den Kopf darüber schütteln und muss zugeben, dass ich mein Glück auf meine ganz besondere Weise gefunden habe. Ich bin toleranter als die meisten und muss mich doch immer wieder mit Leuten herumschlagen, die meine facon de vivre ihrerseits nicht akzeptieren wollen. Wie schon gesagt: speziell mit Hardcore-Hausfrauen. Ist das vielleicht nur der versteckte Ausdruck von Frust? „Brauchst nicht glauben, dass du davon kommst. Wenn wir in die Krot beißen mussten, dann wirst du das auch tun.“

Wie auch immer… Selbstverständlich sind nicht alle Frauen so. Weit gefehlt. So manche, die ich kenne, stößt sich nicht im Geringsten daran, dass ich lebe wie ich nun mal leben möchte. Oder sie akzeptiert es zumindest. Es sind vor allem konservative, anmaßende Menschen, die mich deswegen offen oder versteckt angreifen und mich manchmal auch in mein vermeintliches Glück zwingen wollen… Bizarr. Ich denke mir: wer kochen will, soll kochen. Wer Kinder und eine Familie um sich haben möchte, darf das gern. Man sollte nur nicht glauben, dass eine Frau ausschließlich einen Weg gehen darf. Und wenn sie den nicht nimmt, ist sie entweder lesbisch, eine Feministin oder eine Karrierefrau. Buh!

Es ist ein gewisser Typus Männer und Frauen, der am allerwenigsten akzeptieren kann, dass ungewöhnliche Frauen wie ich sich einfach nicht mehr in das alte Frauenschema pressen lassen. Die mangelnde Toleranz und das fehlende Verständnis kann man einfach nur als katastrophal bezeichnen. All das wird mir mein Leben noch öfter schwer machen… Das weiß ich.

Vivienne

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