Wie geht es dir? – Reflexion

Danke, es geht mir gut.
Es ist alles in bester Ordnung.
Ich kann mich nicht beklagen.
Es läuft alles wie am Schnürchen.

Wenn du danach gefragt wirst.
Wie es dir denn gehen würde.
Wird man zu hören bekommen.
Dass es dir gut geht.
Das ist natürlich auch schön so.
Die Menschen sind beruhigt.
Es ist also alles in Ordnung.

Aber ich muss dir etwas sagen.
Dass mich schon länger beschäftigt.
Ich habe manchmal den Eindruck.
Als würde deine Antwort.
Auf die Frage nach deinem Befinden.
Ein wenig reflexartig erfolgen.
Eine andere Antwort.
Erschiene kaum vorstellbar.
Einblicke in deine Seele.
Werden nur selten gewährt.

Offenbar nimmst du die Frage.
Nach deinem Wohlbefinden.
Als Höflichkeitsfloskel wahr.
Das kann unbewusst geschehen.
Es mag zwar vereinzelt zutreffen.
Dass die Frage als Floskel dient.
Es muss aber bestimmt nicht so sein.

Denn du solltest abwiegen.
Wer dir diese Frage stellt.
Jene Menschen nämlich.
Die dir nahe stehen.
Wollen natürlich schon wissen.
Wie es dir wirklich geht.
Es ist nicht gerade fair.
Wenn du diesen Menschen.
Mit einer Floskel antwortest.
Diese wollen sie bestimmt nicht hören.
Was fangen sie auch damit an?

Ich kenne dich ganz gut.
Das weißt du auch.
Es liegt nicht in deiner Natur.
Dich ernsthaft.
Über Missstände zu beklagen.
Es fällt dir schwer.
Diese in Worte zu fassen.
Trotz deiner Wortgewandtheit.
Du solltest einfach daran arbeiten.
Dich mehr zu öffnen.

Sieh es doch mal so.
Wenn du den Eindruck hinterlässt.
Dass immer alles bestens wäre.
Kann es den Anschein haben.
Du wärst ein oberflächlicher Mensch.
Was du aber bestimmt nicht bist.
Nur wenn du deine Sorgen zeigst.
Gibst du anderen die Chance.
Zumindest ein wenig zu verstehen.
Wie es dir wirklich geht.

Pedro


Acht Jahre später – im April 2020 – war ich meinen Gedanken zu diesem Thema nochmals nachgegangen …
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