Ich sehe dir nach.
Sehnsüchtig.
Du steigst in den Zug ein.
Winkst mir noch einmal vom Fenster aus.
Dann setzt sich der Zug in Bewegung.
Ich folge ihm mit meinem Blick.
Innerlich verkrampft.
Ich fühle mich leer.
Wahnsinnig einsam.
Jetzt schon.
Obwohl du nur für ein paar Tage wegfährst.
Nur ein paar Tage.
Weil du etwas erledigen musst…
Ich starre noch immer dem Zug hinterher.
Kann mich nicht losreißen.
Ich stehe auf dem Bahnsteig.
Ganz verloren.
Meine Füße sind ganz schwer.
Wie Blei.
Und ich möchte weinen…
Minuten später sitze ich in einem Café am Bahnhof.
Schlürfe heißen Tee.
Verliere mich irgendwo bei einem Blick aus dem Fenster.
Jetzt bist du weg.
Und diese Gedanken fesseln mich.
Wie eiserne Ketten.
Obwohl es so sinnlos scheint.
Was, wenn du nicht mehr kommst?
Wenn du mich alleine lässt?
Hier?
Für immer?
Völliger Unsinn.
Ich weiß es.
Und doch.
Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken.
Ich bin gelähmt.
Weil du nicht da bist.
Gefangen in einem Korsett.
Aus engen, winkeligen Gedanken.
Und Angst.
Großer Angst.
Ich war so lange allein.
Bevor du in mein Leben kamst.
Bevor du die Sonne wieder zum Leuchten gebracht hast…
Ich habe das Lachen wieder gelernt…
Fast, als wäre ich süchtig nach dir.
Nach dir und deinen Zärtlichkeiten.
Ich liebe mein Leben wieder.
Ich liebe mich selber.
Und ich liebe dich …
Ein kalter Schauer erfasst mich.
Wenn du nicht mehr kommst…
Würde meine Leben sinnlos werden.
Dunkelheit auf der Seele.
Als hätte jemand das Licht ausgelöscht.
Auf einen Schlag.
Wolken über der Sonne.
Kein Licht dringt mehr durch…
Ich liebe dich.
Nie zuvor habe ich geliebt.
Wirklich geliebt.
Aber das macht mir auch Angst.
Angst, dich zu verlieren.
Den kostbarsten Menschen in meinem Leben…
Mein Handy beginnt zu blinken.
Eine Nachricht von dir!
Ich muss lächeln.
Das Lächeln erhellt mein Gesicht.
Du denkst an mich.
So wie ich an dich…
Seltsam.
Wie man nur so verrückt sein kann.
Sich fertig machen kann.
Weil ich ein Wochenende ohne dich verbringe.
Obwohl ich weiß:
Du rufst sicher jeden Tag an.
Einmal, zweimal.
Vielleicht auch öfter.
Du würdest lachen über mich.
Ich kann dir gar nicht davon erzählen.
Was in mir vorgeht.
Du merkst es ohnedies.
Du kennst mich gut.
Viel zu gut.
Was könnte ich vor dir verbergen!
Im Grunde nichts.
Mein Gesicht, meine Gestik.
Alles ein offenes Buch für dich…
Ich beginne zu träumen.
Alles, nur nicht wieder daran denken!
Du könntest mir abhanden kommen.
Du wirst wieder kommen.
Ganz bestimmt.
So wie die Sonne morgen aufgeht.
Und alle anderen Tage auch…
Ich nehme noch einen Schluck von meinem Tee.
Fühle, wie er mich wärmt.
Dann nicke ich energisch.
Winke der Servierkraft.
Und zahle.
Ich kann nicht ewig hier sitzen bleiben.
Unmöglich.
Ich muss zurück.
In die leere Wohnung.
Ich kann es nicht ewig hinausschieben.
So schrecklich das auch momentan sein mag.
Es wird nicht anders.
Wenn ich grüble.
Wenn ich mich fertig mache.
Du kommst nicht mehr…!
Ich gehe langsam aus dem Lokal.
Die Hände in den Manteltaschen geballt.
Nein.
Ich lass mich nicht unterkriegen…
Denn du liebst mich!
Vivienne