Home Prosa Lilly
09.12.2005, © Vivienne
Lilys Gedanken
John Lennon
8. Dezember 1980.
Ein bekannter, ein berühmter Musiker wird ermordet.
Von einem Wahnsinnigen.
John Lennon.
Und ich hatte damals keine Ahnung, wer das ist
John Lennon.
Kopf der Beatles.
Genius.
Querdenker.
Pazifist.
Wer war John Lennon?
Es klingt verrückt.
1980 wusste ich das nicht.
Auch wenn das fast unlogisch klingt.
Vivienne kannte Lennon nicht?
Und doch stimmt das.
Ich hatte mit fünfzehn keine Ahnung von moderner Popmusik.
Und schon gar nicht von einem Klassiker.
Elvis kannte ich aus seinen Filmen.
Was gemischte Gefühle in mir weckte.
Aber Lennon und die Beatles?
Bedaure.
Ich sah die Nachrufe staunenden Auges.
Mädels, die kreischten.
Sich die Seele aus dem Leib brüllten.
Und da war Lennon.
Der Mann mit der runden Brille.
Und seine drei Kollegen.
Lennon interessierte mich nicht.
Da war doch dieser hübsche Dunkelhaarige.
Mit den Pauspäckchen.
Ganz süß
Paul McCartney.
Der gefiel mir weit besser.
Über McCartney habe ich mir die Beatles erarbeitet.
Nach und nach.
Ich war verschossen in ihn.
Aber plötzlich liebte ich die Beatles.
Und damit am Rande auch John Lennon
McCartney verlor sich wieder.
Zwangsläufig.
Aber in einem Buchladen dann eine Biographie.
Irgendwann Anfang der 90er Jahre.
Von Lennons Schwester Julia Baird.
Automatisch griff ich danach.
Ich habe das Buch in einem Anlauf ausgelesen.
Und wurde neugierig.
Was ich alles nicht geahnt hatte!
John war vaterlos groß geworden.
In einem Frauenhaushalt.
Aufgezogen von seiner Tante Mimi.
Nun begriff ich auch seine Liebe zu Yoko Ono besser.
Der Frau, die acht Jahre älter ist als er
Vielleicht suchte er in ihr die Mutter.
Die er nie richtig hatte
Mein Interesse war jedenfalls geweckt.
Ich beschäftigte mich mit Lennon intensiver.
Dieser schwer fassbaren Persönlichkeit.
In sich widersprüchlich.
Extrovertiert.
Provokativ.
Faszinierend
Ich kaufte mir eine zweite Biographie über Lennon.
Die mir wieder ein völlig anderes Bild enthüllte.
Fast erwartet.
Beatlesalltag.
Der Streit ums liebe Geld.
Der Streit um den meisten Einfluss.
Lennon und McCartney.
Ein Label fast.
Legende.
Synonym für genialste Musik.
Und doch zwei zerstrittene Männer.
Die beide die Richtung der Pilzköpfe bestimmen wollte.
Die sich musikalisch nicht mehr einig waren.
Lennon war verstimmt über McCartneys Kinderlieder.
Maxwels Silverhammer.
Ob-la-di, Ob-la-da
Drogen beeinflussten die Musik immer mehr.
Lucy in the Sky with Diamonds.
Lennon konnte durchaus auch kompromisslos sein.
Und er stand zu seiner Meinung.
Mit einer starken Frau an seiner Seite.
Die er verließ.
Um doch wieder zu ihr zurückzukehren.
Reumütig.
Stand by Me.
Der gemeinsame Sohn wurde geboren.
Jahre zuvor hatte Yoko schon einmal sein Kind verloren
John Lennon ging in Pension.
Wurde Hausmann.
Wagte fünf Jahre später ein Comeback.
Die Kritiker waren nicht überzeugt.
Die Fans auch nicht.
Sein Album war ein Ladenhüter.
Kaum einer weiß das heute noch.
Erst sein Tod machte es zum Megaseller.
Und Lennon wurde unsterblich.
Auch nach den Jahrzehnten.
Ganz begriffen habe ich Lennon nicht.
Immer wieder entdecke ich neue Facetten.
Ungeahntes.
Verwirrendes.
Lennon ist nicht greifbar.
Für die einen Kult.
Hoffnungsträger.
Für die anderen ein Träumer.
Vielleicht auch ein Verrückter.
Legende werden die.
An denen sich die Geister scheiden
Vivienne/Lily
Redakteure stellen sich vor: Vivienne
Alle Beiträge von Vivienne