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21.09.2005, © Vivienne
Lillys Gedanken
Thomas Gottschalk
Ein richtiger Sunnyboy ist er noch immer.
Oberflächlich betrachtet.
Blonde Locken.
Blaue Augen.
Bubenhaftes Lächeln.
Thomas Gottschalk.
Traum aller Schwiegermütter.
Wie vor dreißig Jahren.
Mr. Wetten, dass
Weiterhin dick im Geschäft.
Mit Werbung.
Haribo.
Neckermann.
Und, und, und.
Der Star des Samstagabends.
Wer kennt ihn nicht?
Aber wenn man genauer hinsieht
Hinter der Fassade sieht es nicht mehr ganz so toll aus.
Die blonde Pracht ist gefärbt.
Versteckte Fältchen und Falten im Gesicht.
Auch er wird alt
Aber das ist nicht das Problem.
Das Problem ist er selbst.
Gottschalk ist peinlich geworden.
Oft schon so, dass es weh tut.
Ihm zuzusehen.
Natürlich gehört er zum Urgestein der TV-Unterhalter.
Mittlerweile.
Aber er bereitet sich schlecht vor.
Auf seine Sendungen.
Sehr schlecht teilweise.
Fällt auf mit Wissenslücken.
Die nicht sein müssten.
Brüskiert teilweise seine prominenten Gäste.
Irgendwie hat man das Gefühl:
Er spult alles nur mehr herunter.
Mit Routine.
Schnell, schnell.
Nur nicht zuviel Aufwand.
Manchmal frage ich mich.
Interessiert ihn sein Job überhaupt noch?
Fast die halbe Zeit des Jahres in Amerika.
Wo er einen Wohnsitz hat.
Kommt er nur mehr für die Pflicht in die alte Heimat.
Mir kommt vor.
Spaß macht ihm sein Job nicht mehr.
Nicht mehr viel.
Gottschalk war einmal gut.
Keine Frage.
Vor zehn, fünfzehn Jahren.
Bevor er das erste mal Wetten, dass
abgab.
Ich denke:
Es war ein Fehler wieder einzusteigen.
Nichts richtige Neues auszuprobieren.
Wieder einmal ein Risiko einzugehen.
Das hätte ihm gut getan.
Er wäre hungrig geblieben.
So ist er bequem geworden.
Spult die Haribo-Werbung herunter.
In der er lächerlich wirkt.
Um nicht zusagen peinlich.
Ob in der Badewanne.
Oder im Dirndl.
Er passt nicht mehr in diese Schiene.
Aber die Kohle stimmt offenbar.
Und die Konzerne wollen ihn noch.
Darum macht Gottschalk weiter.
Obwohl es ihm keinen Spaß mehr macht.
Und man das leider sehr deutlich spürt.
Er nimmt die Gage.
Und tut das, was man ihm sagt.
Das, was er schon Jahre macht.
Er hat nichts verändert.
Oder etwas ausprobiert.
Die größten Stars kommen zu ihm in Wetten, dass
Aber nicht seinetwegen.
Sondern wegen der Publicity.
Deutschland ist wichtig.
Als zweitgrößter Musikmarkt der Welt.
Oder als wichtiger Standort für neue Filme.
Ob Gottschalk das merkt?
Ob er es spürt?
Macht ihm die Gleichförmigkeit nicht zu schaffen?
Die Stagnation?
Keine Ahnung.
Aber er reagiert nicht.
Aber er arbeitet nicht daran.
Vielleicht ist ihm das Geld einfach zu wichtig geworden
Vivienne
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