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17.04.2005, © Vivienne
Ich hasse sie
Es ist Jahre her.
Bald vier Jahre.
Eine kleine, fast zarte Frau.
Nicht mehr jung.
Blond.
Wohl gefärbt.
Mit grünen Augen.
Mit aufgesetzter, pseudofreundlicher Art.
Ich spürte ihre Ablehnung.
Wie ein Messer im Rücken.
Und wenn ich an sie denke
Taucht die Erinnerung in mir auf.
Ein dunkles, graues Bild vor meinem inneren Auge.
Und es ist wie damals.
Der Hass ist akut.
Als wäre kein Tag seither vergangen
Wir sind ein stolzes Volk.
Wir.
Meine Familie.
Auge um Auge.
Zahn um Zahn.
Der alte Bibelspruch könnte für uns geschrieben worden sein.
Ganz allein für uns.
Und ich hasse diese Frau.
Wie ein eiterndes Geschwür.
Das nicht verheilt.
Ich möchte sie klein sehen.
Ganz klein.
In Tränen aufgelöst.
Fertig.
Und sie meine Ablehnung spüren lassen.
Unbarmherzig.
So wie sie mich vorverurteilt hat.
Unbarmherzig.
Selbstgerecht.
Menschenverachtend selbstgerecht.
Ich bin ja so gut!
Ich bin ja so edel.
Was habe ich nicht für ein großes Herz!
Ich möchte sie anspucken.
Manchmal.
Sie hat mich mit Dreck beworfen.
Lügen weiter getragen.
Ohne sie ein einziges Mal zu verifizieren.
Zu hinterfragen.
Sie hatte sich ein Bild von mir gemacht.
Ich bin ja so klug.
Ich durchschaue alles sofort!
Ich weiß Bescheid!
Und hatte schon Pläne für mich.
Von denen ich nichts ahnte.
Wie denn auch?
Was wusste ich von ihrem Wahn?
Und den Lügen
?
Sie wollte mich retten!
Tatsächlich!
Glaubte sie!
In Wirklichkeit brauchte sie das Gefühl:
Ich bin ja so ein guter Mensch.
Ich opfere mich auf.
Für alle.
Aber alles war nicht wahr.
Sie scheiterte an den Lügen.
An den Lügen einer anderen Frau.
Der sie aufgesessen war.
Fast genau so mies wie sie.
Trotz ihrer Schläue.
Trotz ihres Planes.
Trotz ihrer Unfehlbarkeit.
Scheinbar.
Als sie das Netz auf mich fallen lassen wollte.
Entwischte ich.
Mit viel Glück.
Und Beistand.
Gott sei Dank.
Als ich von der Gefahr noch nichts ahnte.
Ihr Kartenhaus zerschellte.
Ihre Pläne für mich.
Und für mein vermeintliches Glück.
Was für ein wirkliches Glück für mich!
Und trotzdem.
Ich hasse sie noch immer.
Für ihre Arroganz.
Und ihre Menschenverachtung.
So eine Frau lernt nie dazu.
Niemals.
Wen demütigt sie jetzt?
Ungestraft?
Mit gleichen Selbstherrlichkeit.
Und Eindimensionalität.
Ich hatte Glück.
Aber andere?
Vivienne
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