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21.08.2005, © Vivienne
Von der Vorbildwirkung
Das Leben wird erst mit durch Lernen zum Leben.
Wir machen Erfahrungen.
Gute und schlechte.
Wir schlagen uns die Köpfe an.
Stoßen unerwartet auf Widerstand.
Oder werden unerwartet reich beschenkt.
Manchmal bringt eine Begegnung erst späte Früchte.
Aber dafür umso reichere.
Und süßere.
Nicht nur das Schöne im Leben prägt uns.
Gerade die negativsten Erfahrungen üben nachhaltigen Einfluss auf uns aus.
Erfahrungen an denen wir zerbrechen können.
Aber neue Kraft schöpfen können.
Wenn wir uns die Zeit dazu nehmen.
Wenn wir es auch zulassen
Im Leid möchte man oft rund um sich schlagen.
Wenn man schlecht behandelt wurde.
Wenn einem Böses zugefügt wurde.
Verständlich.
Aus der Hilflosigkeit heraus.
Aus der Verzweiflung.
Vielleicht auch aus großem Hass heraus.
Wem ist es nicht schon so ergangen?
Nur sehr starke Menschen stehen über den Dingen.
Und lassen das Unrecht an sich abprallen.
Unberührt gehen sie weiter ihren Weg.
Das vermag nicht jeder.
Man muss sich aber nicht kaputt machen lassen.
Von diesen schlimmen Erfahrungen.
Oder gar resignieren.
Hass mag das negativste Gefühl des Menschen sein.
Und doch zeigt er:
Es ist noch Leben in einem.
Kraft.
Kraft, die sich auch zum Positiven umschwingen kann.
Wer resigniert, gibt auf
Wie kann man aus so einem Dilemma herauskommen?
Vor allem in dem man sich Zeit lässt.
Kein Mensch verlangt, dass man Schläge dieser Art wegsteckt.
Als wäre nie etwas gewesen.
Es ist auch nicht möglich.
Man pflegt zuerst seine Wunden.
Weint sich den Kummer von der Seele.
Und dann kann die Hoffnung wieder wachsen.
Völliges Vergessen ist falsch.
Ich glaube nicht an das unter den Tisch kehren.
Jetzt hast du es noch immer nicht vergessen!
Ein böser Vorwurf.
Nicht immer mit Berechtigung.
Es steht einem zu, die Erinnerung zu bewahren.
Als eine Art Mahnmal.
Eine Form der Mahnung vor ähnlichen Erfahrungen.
Das Leben wiederholt sich ja in gewissen Situationen.
Immer wieder.
Sie wird nicht immer vor schlechten Menschen warnen.
Aber bisweilen.
Und schon das hilft.
Ich grenze die Menschen aus, die mir Schlechtes zugefügt haben.
Ich suche keinen Streit.
Wie streiten, wenn jemand blockiert?
Oder ignoriert?
Unmöglich!
Das ist meine Form der Revanche.
Und des Lernens.
Andere Menschen lernen nie dazu.
Man erkennt sie gut am Schweigen.
Am Negieren.
Am Bestreiten.
An der mangelnden Auseinandersetzung mit dem Geschehenen.
Für solche Menschen ist kein Platz in meinem Leben.
Keine neue Chance.
Man härtet dadurch ein wenig ab.
Nach außen.
Das gebe ich zu.
Aber auch das ist die Folge der Erfahrungen.
Ein Skateboarder schützt auch seine Knie und die Ellbogen.
Wenn er oft stürzt.
Unumgänglich.
Und Vergebung?
Wozu Gefühle an Menschen verschwenden, die nicht dazu lernen?
Die nicht begreifen.
Sinnlos.
Nicht vom Hass auffressen lassen.
Aber auch nicht den alten Weg gehen.
Sondern die meiden, die sich nicht weiterentwickeln.
Die stehen nur jedem selber im Wege.
Auch eine negative Erfahrung hilft also weiter.
Negative Erfahrungen sind im Leben so wichtig wie gute auch.
Vielleicht noch wichtiger.
In diesen Situationen zeigt sich nicht nur der Mensch.
Und wie stark er ist.
Man lernt auch, wes Geistes Kind die Freunde sind.
Oder auch nur vermeintliche Freunde.
Belastung zeigt das wahre ICH der anderen.
Und ob sie daran reifen.
Oder stagnieren.
Wie ein fauliges Gewässer
Vivienne
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