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29.08.2005, © Vivienne
Warum es so schwer ist sich zu lösen
Lassen Sie mich ein paar Beispiele bringen:
Man liest so etwas leider öfter in der Zeitung.
Eine Frau wird jahrelang geprügelt.
Von ihrem Mann.
Leugnet blaue Flecken oder Blessuren.
Tut, als ob nichts wäre.
Wahrt den Anschein nach außen hin.
Obwohl alle längst Bescheid wissen.
Aber sie leidet still.
Und kann sich nicht von dem gewalttätigen Mann trennen.
Sie sucht die Schuld für die Prügel viel mehr bei sich.
Und bleibt bei ihm.
Aus Angst.
Allein dazustehen.
Lieber lässt sie sich schlagen.
Weiter!
Als sich frei zu schwimmen.
Anderes Beispiel.
Eine Frau verliebt sich.
Unglücklich.
Nicht das erste Mal.
Sie kämpft um den Mann.
Weil sie ihn wirklich gern hat.
Und sie hofft.
Die Zeit arbeitet für sie.
Irgendwann wird er erkennen, wie sehr er sie braucht.
Schrittweise muss sie aber begreifen.
Er nutzt sie nur aus.
Sie und ihren Enthusiasmus.
Sie hat auch eine Rivalin.
Aber er spricht nicht darüber.
Lässt sie im Zwiespalt zwischen Hoffen und Bangen.
Ein rechtes Scheusal also.
Sie weiß es längst.
Aber die Frau schafft nicht den Schritt zum Neuanfang.
Nummer drei:
Ein Mann arbeitet schon lange in der Firma.
Engagiert und voller Herz.
Auch abends und bisweilen am Wochenende.
Überstunden.
Er jammert selten.
Und rafft sich immer wieder auf.
Geht oft krank zur Arbeit.
Aus Loyalität.
Befördert werden andere.
Leute, die reden können.
Blenden.
Die machen auch das große Geld.
In seiner Geldbörse sieht es nie besonders voll aus.
Woanders könnte er mehr verdienen.
Dort würde man seinen Einsatz auch schätzen.
Aber er sucht erst gar keine neue Arbeit.
Er geht frustriert arbeiten.
Jeden Tag wieder.
Und verliert seine Lebensfreude
Woran liegt das?
Keine lebensuntüchtigen Leute alle drei.
Aber typisch für viele Menschen.
Angst vor dem Neuen.
Angst allein zu sein.
Angst wieder ganz neu zu beginnen.
Wer in schlechten Beziehungen lebt, fürchtet Einsamkeit.
Gibt es überhaupt noch jemanden für mich?
Fast jeder fürchtet das Alleinsein.
Verständlicherweise.
Auch eine neue Firma und neue Kollegen können Angst machen.
Man muss sich umstellen.
Dazulernen.
Aber man kann nur gewinnen.
Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weitergeht.
Die Situation wird unerträglich.
Und dann muss der Schnitt getan werden.
Endlos Warten ist falsch.
Warten, bis er mich erschlägt?
Warten bis ich alt und verbittert bin?
Warten, bis mich meine Firma rauswirft?
Warten, bis er mich selber verlässt?
Nein.
Und schlechtes Gewissen wäre falsch.
Völlig falsch.
In erster Linie ist der Mensch sich selber verpflichtet.
Und seinem Wohlergehen.
Sonst kümmert sich auch niemand anderer darum.
Leicht ist es nie, etwas Neues zu wagen.
Aber wer wagt, gewinnt.
Wer sich selber liebt, geht.
Die beste Voraussetzung für einen Neuanfang.
Und eine neue Chance
Vivienne
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