Home Lyrik und Poesie Gedankensplitter
11.11.2005, © Vivienne
Du machst mich stark!
Wenn ich ehrlich bin!
Ich wollte dich nie.
Überhaupt nicht!
Was sollte ich denn anfangen?
Mit einem Kind?
Nein, danke!
Dazu war mir Vergnügen viel zu wichtig!
Meine Ungebundenheit.
Warum mich einengen?
Warum mich knebeln lassen?
Aber du bist passiert!
Ich war unvorsichtig.
Nicht einmal.
Sondern schon öfter.
Aber du hast die Chance genutzt.
Sechs Wochen später wusste ich:
Ich bekomme ein Kind!
Wenn ich mich so erinnere.
Als es mir der Frauenarzt sagte:
Ich glaubte, mich trifft der Schlag.
Nein.
Das durfte ganz einfach nicht sein.
Ich und ein Kind!
Was würde aus meinem Leben werden?
Und zum Teufel!
Noch dazu von diesem Mann!
Der mir so überhaupt nichts bedeutete!
Plötzlich hasste ich gelb.
Gelb wie Mutter-Kind-Pass!
Und ich wollte abtreiben!
Daran führte für mich kein Weg vorbei.
Ich rief sofort in einer Klinik an.
Als ich wieder klar denken konnte.
Das Geld war mir egal.
Ich konnte mich einschränken.
Wenn nötig.
Außerdem hatte ich Ersparnisse.
Ich schwor mir:
Mein Leben lasse ich mir nicht umkrempeln!
Nein!
Nie!
Und dann stand er plötzlich vor mir.
Dein Vater.
Ich weiß nicht, wer es ihm erzählt hat.
Aber er wusste alles.
Dass ich sein Kind erwartete.
Dich.
Und dass ich es wegmachen lassen wollte.
Er hat geheult wie ein Schoßhund.
Bat mich händeringend, es mir zu überlegen.
Aber er wollte unser Kind.
Er wollte dich.
Und dafür wollte er alles geben!
Ich habe dich behalten.
Obwohl ich nicht wollte.
Obwohl ich deinen Vater nicht wollte.
Ich weiß nicht mehr warum.
Aber ich sagte den Termin in der Klinik ab.
Und jetzt halte ich dich im Arm.
3,50 kg schwer.
Fast 50 cm lang.
Geboren nach einer halben Ewigkeit in den Wehen.
Ich dachte, ich stürbe.
Ich konnte die Schmerzen oft nicht mehr ertragen.
Es war furchtbar.
Seltsam.
Geschafft habe ich es nur deinetwegen.
Ich dachte an dich.
Und dass ich schaffen muss.
Deinetwegen.
Du hast mir Kraft gegeben.
So klein.
Und so ein Energiespender!
Deine Finger!
Deine Füßchen!
Ich wusste nicht wie klein ein Baby sein kann.
Ich ahnte es nicht.
Dafür haben wir beide es geschafft.
Und das sieht man uns an.
Deine Haut ist noch ganz runzelig.
Und rot.
Schau mich an, mein Sohn!
Dein Vater kommt gleich!
Und was wird er nicht staunen.
Über unsere Kraft!
Vivienne/Gedankensplitter
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