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01.10.2005, © Vivienne

Schuldgefühle… 

Wie konnte ich…!
Ich frage es mich die ganze Zeit!
Wie konnte das passieren!
Ausgerechnet mir!
Die immer so penibel ist.
Aufpasst.
Und stets auf Genauigkeit bedacht ist.
Überpünktlich.
Und doch…
Ich habe mich hier verlesen…
Immer wieder gehe ich die Zeilen durch.
Ich kann es doch nicht fassen.
Allein.
Der Inhalt lässt keinen Zweifel.
Ich habe einen Irrtum begangen.
Ich habe ein Versprechen gegeben.
Dass ich nie hätte geben dürfen…
Denn ich habe mich geirrt!

Verdammt!
Ich kann nicht anders.
Ich muss mich ärgern über mich selbst.
Unverzeihlich.
Ja.
Andere machen Fehler!
Das kann schon sein!
Aber nicht ich!
Nicht ich!
Die immer alles sorgfältig plant.
Auf Eventualitäten gefasst ist.
Ich wollte einen Freund treffen.
In die Hand versprochen.
Und nun kann ich nicht.
Ich habe es versprochen.
Und stehe da wie ein begossener Pudel!
Sollte ich meine Brille öfter tragen?
Um solches zu verhindern?
Zu verhindern, dass ich falsch lese?
Dass ich mich irre?
Ich balle die Faust.
Ich fühle mich schlecht.
Ich muss ein Versprechen brechen.
Ich.
Auf deren Wort immer Verlass ist.
Denn ich bin ich.
Verlässlicher als jeder andere.
Aber eben doch nicht…

Sollte es nicht sein?
Nur schwer für mich zu akzeptieren.
Wenn man nun mal man selbst ist.
Und Zeit lebens an seinem eigenen Nimbus gebastelt hat.
Dem Nimbus der Verlässlichkeit.
Dem Nimbus der Pünktlichkeit…
Darf ich nicht auch Mensch sein?
Zaghaft taucht die Frage im Hinterkopf auf.
Darf ich mich nicht irren?
Einen Fehler machen?
Darf ich nicht auch ein wenig Mensch sein?
Und nicht nur präzise Maschine?
Oder fast zumindest?
Ich schnaufe durch.
Mag sein…
Mag alles sein.
Aber es mir selbst zugestehen.
Es fällt mir schwer.
Ich möchte perfekt sein.
Obwohl ich es nicht bin.
Gar nicht sein kann.
Warum muss ich immer nach dem Perfektionismus trachten?
Ist es so schwer, Mensch zu sein…?
Der Mensch ist geboren, Fehler zu machen…

Was der Freund sagen wird?
Ob er mich hasst deswegen?
Er hat sich die Zeit extra freigehalten…
Ja, das hat er.
Kann schon sein, dass er verärgert ist.
Wer wäre es nicht.
Aber.
Ich habe ihn nicht getäuscht.
Nicht absichtlich.
Ich habe mich getäuscht.
Und das wird er einsehen.
Früher oder später.
Viel ist ja nicht passiert.
Ich habe ihn nicht versetzt.
Und auch nicht endlos warten lassen.
Ich habe ja meinen Fehler bemerkt.
Spät aber doch…

Für Peter!

Vivienne/Gedankensplitter

 

 

 

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