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12.05.2005, © Vivienne

Vielleicht…

Ich wollte immer stark sein.
Übersicht halten.
Unentbehrlich sein.
Genial.
Die Beste.
Die Größte.
Die Unbesiegbare.
Es war mir immer ein Anliegen.
So lange ich denken kann.
So überaus wichtig.
Warum?
Ich wollte es mir nicht eingestehen.
Aber es ist wohl so.
Ich sehnte mich nach Anerkennung.
Nach Freundschaft.
Nach Liebe.
Nach Wärme.
Ich wollte mir das alles erwerben.
Mit meinen Superlativen.

Und musste damit scheitern.
Ich bin kein Genie.
Ich bin nicht perfekt.
Und die Beste bin ich auch nicht.
Und vor allem sehr verletzbar.
Ich jagte einem Phantom nach.
Unerreichbar.
Wie mein eigener Schatten.
Und blutete dafür.
Was ich wirklich kann ist mich einsetzen.
Arbeiten.
Für Dinge, an die ich glaube.
Von denen ich überzeugt bin.
Oder von denen ich glaubte überzeugt zu sein.
Der Liebe wegen.
Einer falschen Liebe wegen.
Für eine Seite im Web.
Wie diese.
Vor einigen Jahren.
Blind wie ein Maulwurf durchschaute ich ihn nicht.
Lange nicht.
Er hat meine Liebe verloren.
Meine Freundschaft.
Vor allem aber meine Arbeitskraft.
Das hat er am deutlichsten verspürt.
Deutlicher als alles andere.

Aber ich habe begriffen.
Nach und nach.
Wer mich mag, sucht nicht nach der perfekten Freundin.
Oder der unüberwindlichen Gefährtin.
Und schon gar nicht nach der Wunderfrau.
Die sich für ihn der Arsch aufreißt.
Während er eine andere vernascht.
Oder von ihr träumt.
Wer mich mag, liebt mich wie ich bin.
Manchmal mehr.
Manchmal weniger.
Man kann auch nerven.
Bisweilen.
Wer nicht?
Wer liebt.
Wer Freundschaft fühlt.
Der versteht.
Nimmt die Hand und nicht die Leistung.
Schätzt den Menschen und nicht sein Werk.
Vorrangig.
Wichtig bin ich.
Und nicht ein unerreichbares Ideal.
Fragt nicht nach mehr.
Sondern wie es mir geht.

Vielleicht.
Habe ich Jahre lang das Falsche gemacht.
Weil ich mich so nach Liebe sehnte.
Weil ich mich selber nicht liebte.
Versuchte ich etwas zu sein, das ich nicht war.
Nie gewesen bin.
Nie sein konnte.
Aber das ist auch nicht nötig.
Ich musste durch diese schmerzhaften Erfahrungen gehen.
Um zu werden, was ich bin.
Hier.
Nicht genial.
Aber unglaublich kreativ.
Und einfallsreich.
Originell.
Wortgewandter denn je.
Und stolz auf mich.
So wie ich bin…

Für Werner und Peter.
Und vier Jahre Bohne, die ich nicht missen möchte!

Vivienne/Gedankensplitter

 

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