Home Lyrik und Poesie Gedankensplitter
31.03.2005, © Vivienne
Wann sag ichs ihm?
Ich sehe ihn jeden Tag.
Beinahe.
Wenn ich in das Buffett neben der Firma gehe.
Zum Mittagessen.
Ich sitze neben der Tür.
Und er einen Tisch weiter.
Ich mit einer Kollegin.
Er mit einem Freund.
So scheint es.
Richtig süß sieht er aus.
Schöne Hände.
Lange Schmale Finger.
Lockiges Haar.
Blond.
Vielleicht schon ein wenig schütter.
Aber das stört mich nicht.
Nicht im Geringsten.
Denn da ist dieses Blau.
Blaue Augen.
Strahlend wie der Himmel im Sommer.
Ich blicke in dieses Blau.
Und versinke in einen Tagtraum.
Jedes mal wieder.
Ich träume.
Dass er mich in den Armen hält.
Dass er mich küsst.
Dass er mich begehrt
Aber meine Kollegin stößt mich dann jedes Mal an.
Der gefällt dir, nicht wahr?
Sie kichert leise.
Mir ist es peinlich.
Als wäre ich gestürzt.
Weil ich unvorsichtig war.
Manchmal sieht er her zu unserem Tisch.
Ab und an hat er schon gelächelt.
Aber ich glaube:
Er meinte nicht mich.
Sicher nicht.
Er wollte halt nett sein.
Seine schönen Zähne zeigen.
Was weiß ich denn?
Vielleicht ist er verheiratet?
Vielleicht ist er schwul?
Vielleicht
sucht er gerade keine Gefährtin.
Sondern höchstens ein Abenteuer.
Was weiß ich
Seit drei Wochen sitz ich nun am Nebentisch.
Drei Wochen himmle ich ihn an.
Und warte drauf.
Dass er an unseren Tisch kommt.
Irgendwann einmal.
Dass er mich vielleicht einmal anspricht.
Ob ich ihm gefallen könnte?
Es tut weh darüber nachzudenken.
Mittlerweile nickt er uns ja schon zu.
Mir und meiner Kollegin.
Wenn er an zu seinem Platz geht.
Jeden Tag wieder.
Womöglich gefällt sie ihm ja.
Die Kollegin.
Und nicht ich.
Und ich denke nach.
Leicht konfus.
Soll ich nicht einmal zu ihm gehen?
Mich zu ihm setzen
und ihm sagen
Ja, wann sag ichs ihm?
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