„Das Muschelessen“

Frankfurt: Fischer 2004, 110 S.

Recht harmlos beginnt die Geschichte, die aus der Perspektive der gerade volljährig gewordenen Tochter erzählt wird. Der Vater soll von der Dienstreise zurückkehren, und für die Rückkehr wird ein großes Muschelessen vorbereitet. Doch der Vater kommt nicht und nach und nach stürzt die Fassade ein, die dieser kunstvoll hat aufbauen wollen. Der Wein löst die Zungen der wartenden Familienmitglieder. Die Autorität des Vaters wird untergraben, was man nie gewagt hätte, wenn er anwesend wäre. Immer mehr kommt das Ausmaß der Tyrannei hervor, der sich die Familie seit Jahren unterworfen hat. Der Gedanke, dass der Vater vielleicht verunglückt sein könnte, wirkt wie die Befreiung von einer schweren Last. Schließlich stürzt die Familie den Abwesenden von seinem Thron und befreit sich. Für „Das Muschelessen“ erhielt Vanderbeke 1990 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Ein hervorragendes Buch mit beklemmender Atmosphäre.

(C) Jane

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