Meine Seele brennt.
Lichterloh.
Es schmerzt plötzlich.
Es schmerzt sich zu erinnern.
Es schmerzt, dich zu sehen.
Hier.
Wo ich dich nicht erwartet habe.
Hier.
Wo ich mich sicher wähnte.
Sicher und geschützt.
Auch vor dir…
Ich spüre deine Blicke.
Das Erstaunen ist dir ins Gesicht geschrieben.
Und du möchtest reden.
Reden mit mir.
Ich kann das nachvollziehen.
So vieles ist noch offen.
Offen zwischen uns beiden.
Ich ging damals.
Ohne ein Wort.
Ohne Erklärung…
Ich weiche deinen Blicken aus.
So gut es geht.
Aber ich weiß auch.
Das wird nicht viel nutzen.
Gar nichts.
Um genau zu sein.
Irgendwann heute Abend.
Wirst du neben mir stehen.
Mit der Frage im Gesicht.
Unausgesprochen.
Warum?
Warum bist du gegangen?
War nicht alles schön und gut für uns?
Habe ich dich nicht … geliebt?
Ich nippe an meinem Weinglas.
Setze mich zu den anderen.
Und höre zu.
Mit halbem Ohr.
Es wird gelacht und gescherzt.
Und ich spüre, dass du näher kommst.
Wie du dich neben mich setzt.
Aber ich sehe dich nicht an.
Nein.
Warum sollte ich auch?
Für mich war es vorbei…
Du siehst mich an.
Lange.
Dann spüre ich deine Hand auf meiner Schulter.
Ich sehe dich an.
Halb verärgert.
Halb erstarrt.
Aber ich sage kein Wort.
Und ich wende mich nicht ab.
Obwohl du mich anstarrst.
Unverwandt.
Hast du mir nichts zusagen?
Endlich deine Frage.
Deine Stimme zittert leicht.
Du hast wohl darauf gewartet.
Gewartet darauf, mich das zu fragen.
Nach fast einem dreiviertel Jahr.
Ich erwidere deinen Blick.
Und es erstaunt mich selber.
Dass ich so stark bin.
Dass ich es kann…
Und ich schüttle den Kopf.
Energisch.
Bevor ich mich von dir abwende…
Wieder spüre ich deine Hand auf meiner Schulter.
Ich drehe mich brüsk zu dir.
Mein Blick ist kalt.
Und du öffnest den Mund.
Halb.
Ohne ein Wort zu sagen.
Deine Hand gleitet von meiner Schulter.
Während meine Gedanken weiter schweifen.
Ich habe mich wieder beruhigt.
Und irgendwann musste es passieren.
Das wir uns wieder sehen.
Zu viele gemeinsame Freunde…
Warum ging ich damals wirklich?
War es nur dein Besitzanspruch an mich?
Dass ich dir gehören sollte?
Ganz und gar?
Weil du es nicht ertragen konntest?
Wenn ich mit einem anderen Mann nur sprach?
Oder war es etwa mein Freigeist?
Ich ertrage keine Fesseln.
Und schon gar nicht deine Ketten…
Du sitzt noch immer neben mir.
Ich spüre diese Spannung.
Die von dir ausgeht.
Es gefällt dir nicht, wie ich mich verhalte.
Es gefällt dir nicht, dass ich mich nicht schuldig zeige.
Pech für dich.
Ich bin erschrocken.
Für einen Augenblick.
Als ich dich sah.
Aber meine Seele brennt nicht mehr.
Du.
Du kannst mich nicht halten.
Wenn ich es nicht will.
Du nicht.
Nicht mehr!
Vivienne/Gedankensplitter