Ich gönne dir kein Glück!

Heinz warf die Wohnungstür hinter sich zu.
Kickte achtlos seine Schuhe weg.
Warf die Jacke in eine Ecke.
In Socken lief er ins Wohnzimmer.
Warf sich auf die Couch.
Atmete schwer durch.
Ein paar Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn.
Er beugte sich nach vor.
Die Hände ineinander verkrampft.
Starrte ins Nichts.
Ja.
Er hatte getrunken heute Abend.
Aber nicht viel.
Er konnte klar denken.
Und vor sich sah er Conny.
Die blonde Conny.
In einem extrakurzen Mini.
Und einer Perlenkette.
Den Arm um einen baumlangen Kerl gelegt.
Dunkel und mit Vollbart.
Der sie anstrahlte.
Mit Besitzerstolz.
Seine Hand auf ihrem Po…

Heinz ächzte.
Suchte nach Zigaretten…
Die waren noch in der Jacke!
Heinz stand auf.
Ein gequältes Lächeln auf den Lippen.
Ging zurück in den Vorraum.
Stellte die Schuhe ordentlich hin.
Langte nach der Jacke.
Angelte sich Zigaretten und Feuerzeug heraus.
Dann hängte er die Jacke in die Garderobe.
Sorgfältig.
Im Grunde war er ein ordentlicher Mensch…
Bedächtig ging er zurück ins Wohnzimmer.
Schenkte sich ein Glas Cola ein.
Und zündete sich eine Zigarette an…
Er blickte dem Rauch nach.
Und wieder sah er Conny vor sich.
In knallengen Jeans.
Und einem bauchfreien Top…
Es wäre so toll wenn du mir helfen könntest.
Es ist so viel in der Wohnung zu tun…
Harry hat nie einen Griff daheim gerührt.
Wie soll ich das allein schaffen?

Harry war der Ex von Conny.
Ein Trinker und Schläger.
Der mit einer anderen durchgebrannt war.
Und das Chaos hinterlassen hatte.
So wie jede Menge Schulden…
Heinz lächelte bitter.
Er gab es ja zu.
Er war abgefahren auf Conny.
Wie die meisten anderen Typen auf.
Auf ihre großen Brüste.
Und den süßen Hintern.
Ihm war oft heiß geworden.
Wenn er ihr nachgestarrt hatte.
Ob er nun die Wände ausgemalt hatte.
Oder den neuen Kasten zusammengebaut hatte.
Conny war sexy.
Ohne Zweifel.
Und sie wusste das.
Sie hatte es auch beinhart ausgenutzt.
Wenn er jetzt darüber nachdachte…

Heinz dämpfte die Zigarette aus.
Er hatte sich Hoffnungen gemacht.
Die ganze Zeit.
Da Conny ihn angehimmelt hatte.
Ihm zugezwinkert hatte.
Du bist so toll.
Was täte ich nur ohne dich?
Ja.
Was hätte sie ohne ihn getan?
Er hatte ihre Wohnung auf Vordermann gebracht.
Er war ein guter Handwerker.
Gelernter Elektriker.
Aber er kannte sich fast überall aus.
Er war sehr geschickt.
Conny brauchte ihn.
Aber nur wegen seiner Arbeit.
Bisweilen gingen sie am Wochenende abends essen.
Conny zahlte dann.
Das ist das Mindeste!
Ein falsches Lächeln von ihr…
Aber sonst hielt sie ihn auf Distanz.
Kein Körperkontakt.
Zumindest kein richtiger.
Aber paar sittsame Küsse.
Einige Berührungen.
Aber kein Sex.
Nein.
Sie wollte einfach nicht.
Auch wenn er sich oft einredete.
Das wird noch!

Ein Freund schenkte ihm schließlich reinen Wein ein.
Eben am heutigen Abend.
Zeigte ihm in einem Lokal Conny und ihren „Neuen“.
Eben den baumlangen Kerl.
Den sie schon länger kennen musste.
Offensichtlich.
Während sie ihn, Heinz, noch für sich werken ließ.
Und kein Wort über ihren neuen Freund verlor…
Heinz lehnte sich auf der Couch zurück.
Er war wieder ruhiger geworden.
Conny war ein Miststück.
Sie hatte ihn ausgenutzt.
Aber das Bad musste wohl ihr Neuer fliesen…
Heinz grinste.
Etwas schief.
Aber er versuchte es.
Ja.
Er war wütend gewesen.
Sehr sogar.
War in sein Stammbeisl gelaufen.
Und wollte sich betrinken.
Voller Hass und Wut.
Er gönnte dem blonden Gift sein Glück nicht.
Nicht im Geringsten!
Aber irgendwie…
Er konnte sich nicht vollaufen lassen.
Schließlich war er aufgestanden.
Nach Hause gegangen.
Zornig.
Zornig über sich selbst.
Aber das Ärgste war verflogen.
Er war dumm gewesen.
Und er hatte sich etwas erwartet.
Das ihm Conny nie schenken hatte wollen…
Dafür war nämlich der baumlange Kerl zuständig…

Heinz trank sein Cola aus.
Die Wut verrauchte.
Es war auch seine Schuld gewesen.
Gutgläubig wie er nun mal war.
Und Connys Reizen verfallen.
Auch andere Männer hätten sich ausnutzen lassen.
Nicht nur er.
Besonders fair war es aber nicht.
Dass das blonde Luder so gut ausstieg aus der Geschichte…
Heinz ballte die Faust.
Presste die Lippen aufeinander.
Einen Moment.
Der Hass stieg wieder in ihm auf.
Ich gönne dir dein Glück nicht!
Dann atmete er hörbar aus.
Nein!
Keine giftigen Gedanken!
So menschlich es auch war.
Dieses Miststück war es nicht Wert!

Für einen lieben Freund…

Vivienne

Schreibe einen Kommentar