Es traf mich wie ein Blitz.
Als ich dich sah.
Ein seltsames Wiedererkennen.
Bevor es mein Kopf wusste.
Spürte es mein Herz.
Du bist es!
Ja, du bist es.
Und dein Haar ist noch immer rot.
Auch wenn ich deine Locken vermisse.
Die, die du damals hattest.
Sie rahmten dein Gesicht ein.
So pausbäckig.
Mit diesen wunderbaren blauen Augen…
Nun trägst du dein Haar kurz.
Und du bist eine Frau geworden.
Du bist kein Mädchen mehr…
Trotzdem.
Es traf mich dich zu sehen.
Dich.
Nach so langen Jahren.
Fast, als ob es gestern erst gewesen wäre.
Oder zumindest nur ein Jahr…
Du hast mich nicht gesehen.
Das heißt wohl eher:
Nicht erkannt.
Fast zwölf Jahre sind vergangen.
Mein Gott!
Ich kann mich nicht losreißen von dir.
Von deinen Augen.
Blau, wie ein wunderbarer Kristall…
Du siehst anders aus.
Und doch unverwechselbar.
Mit deinen weiblichen Formen.
Du bist du geblieben.
Und ein wenig lodert das Feuer wieder auf in mir.
Ich war verliebt in dich.
Obwohl du älter warst als ich.
Ein paar Jahre nur.
Wollte ich dich immer beschützen.
Bei mir haben.
Und ich stellte mir vor wie das wäre…
Du und ich.
In meiner kleinen Wohnung.
Wir würden lachen und reden.
Und irgendwann wäre ich näher an dich gerückt.
Immer näher.
Und hätte begonnen mit deinen Locken zu spielen…
Ich konnte oft nicht schlafen.
Deinetwegen.
Und weil ich dir doch nichts zu bieten hatte.
Wer war ich denn?
Ein kleiner Student.
Der zu studieren begonnen hatte.
Gerade erst.
Der nebenbei jobbte.
In deiner Firma.
Hast du mich überhaupt richtig bemerkt?
Ich kann mich an dein Lächeln erinnern.
Wenn wir redeten.
Du hattest immer ein Ohr für mich.
Aber eben nicht nur für mich.
Ich habe es gewusst.
Und ich weiß noch genau:
Lois hast du immer anders angesehen.
Ganz anders.
Bei ihm funkelten deine Augen.
Bei mir nicht so.
Du hattest mich gern.
Das weiß ich.
Aber Lois gefiel dir.
Er war auch älter als ich.
Mit dem Studium fast fertig…
Das Leben kann so ungerecht sein.
Heute sehe ich dich wieder.
Mit einem ganz anderen Burschen.
Groß und blond ist er.
Und ihr lacht euch an.
Warm und herzlich.
Ob er dein Freund ist?
Oder nur ein Freund…?
Ich wollte dir damals noch so viel sagen.
Du hattest gekündigt.
Während ich auf Urlaub war.
Durch Europa trampte.
Ich kam zurück.
Und konnte es nicht glauben.
Ich würde dich nicht wieder sehen.
Ich würde dir nie sagen können.
Was ich für dich empfand.
Ein wenig stand ich unter Schock.
Ich weinte sogar.
Es tat weh, dich so zu verlieren.
Ich hätte kämpfen können um dich.
Gegen Lois.
Dir meine Liebe beweisen können.
Aber dafür dass du gingst.
Dagegen war ich machtlos.
Völlig machtlos….
Es ging mir nicht gut.
Einige Wochen lang.
Einmal begann ich diesen Brief zu schreiben.
Eine Art Liebesbrief.
An dich.
Ich schrieb mir meine Gefühle von der Seele.
Seitenlang.
Anfangs wollte ich ihn dir sogar schicken.
Aber dann behielt ich ihn.
Und las ihn durch.
Immer dann.
Wenn ich einsam war.
Wenn ich mich unglücklich fühlte.
Deinetwegen.
Bis mir Simone über den Weg lief…
Und ich den Schmerz zu vergessen begann.
Nun küsst ihr euch.
Du und dieser hagere, blonde Typ.
Ihr seid also wirklich beisammen.
Und einen Moment spüre ich Eifersucht aufkeimen.
Einen kurzen Moment nur.
Dann muss ich lächeln.
Leicht wehmütig.
Es sollte nicht sein.
Das mit uns beiden.
Es sollte wohl nicht sein…
Für C.M.!
Vivienne