Ich werde wohl scheitern
Ein Jahr vorbei.
Kaum leichter als das zuvor.
Den Kopf angeschlagen.
Und wieder aufgestanden.
Blessuren und Prellungen.
Und weiter gegangen.
In meinem beschaulichen Glück.
Zerbrechlich wie Glas.
Manche nennen es wohl Armut.
Wie ich lebe.
Was ich lebe.
Ich nenne es…
…mein Paradies.
Ohne teure Möbel.
Ohne Extras.
Oder großartigen Schnickschnack.
Aber ich bin glücklich.
Wie es ist.
Glücklich.
Dass ich das alles schaffen konnte.
Allen Unbillen zum Trotz.
Und vor allem denen zum Trotz.
Die es immer so gut mit mir gemeint haben…
Und dabei sich selbst meinten!
Nur sich selbst!
Manche sagen.
Ich bin arm.
Mag sein.
Dass ich das bin.
Im landläufigen Sinn.
Mein Reichtum.
Mein eigentlicher Reichtum.
Bin ich selbst.
Wachsam.
Gefühlvoll.
Sensibel.
Intuitiv.
Kreativ.
Und stärker…
Als ich selber manchmal glaube.
Mein größtes Manko ist.
Meine Konsequenz.
Meine größten Gegner sind.
Die Falschheit.
Und die Verlogenheit.
Sie machen mich kaputt.
Dort.
Wo ich fast zu direkt bin.
Und vor allem zu konsequent.
Ich glaube noch an Ideale.
An hehre Ideale.
Aber…
Es sind die falschen.
Es sind nicht die einer Gesellschaft.
Die die Scheinheiligkeit verehrt.
Wie ein goldenes Kalb.
Und keine klaren Grenzen mehr zieht…
Alles verwässert.
Alles unecht.
Alles halbherzig…
Ich werde wohl scheitern.
In meinem Leben.
Zerbrechen.
Weil ich mich nicht anpassen kann.
Und nicht will.
Weil ich nicht mit den Wölfen heule.
Wenn es mir zuwider ist.
Ich bin anders.
Zu aufrecht für diese Welt.
Zu wenig verformbar…
Vielleicht auch zu gut…
Selten zuvor war mir das so klar.
Am Fuße eines neuen Jahres.
Von dem ich mir nichts erwarte.
Nichts als das.
Das ich schon kenne…
Und wieder erfahren werde.
Ist es mein Fehler?
Bin ich ein Träumer?
Oder einfach dumm?
Ich bin anders.
So anders.
Dass es weh tut.
Bisweilen.
Und doch.
So sagte mir ein lieber Mensch.
Ist es gerade mein Anderssein.
Das mich mit Stolz erfüllen sollte.
Mit Stolz…
Vivienne/Gedankensplitter
