Internetsucht – Ansichtssache

Die Frage, ob es überhaupt eine Internetsucht geben kann, ist eine Frage der Etikettierung von Verhaltensauffälligkeiten, also einer Abweichung von der Norm. Das Internet kann sicher nicht mit Drogen verglichen werden, dazu fehlt ähnlich wie etwa dem Fernseher oder anderen Unterhaltungsarten die Möglichkeit komplexere körperliche Prozesse zu verursachen.

Als Ausprägungen von Internetsucht verstehen wir etwa wenn jemand beinahe seine gesamte Freizeit im Internet verbringt und Versuche dies einzuschrenken bereits zum Scheitern verurteilt sind. Ist es bereits soweit, dass in der „internetlosen Zeit“ Entzugserscheinungen wie Nervosität, Unruhe oder Reizbarkeit auftreten gehen häufig negative Entwicklungen im sozialen Bereich einher.

Der Begriff „Internetsucht“ soll vom amerikanischen Psychiater Goldberg 1995 begründet worden sein, der dies angeblich nur als einen Witz gemeint haben soll. Tatsächlich wurde die Thematik oftmals von der humoristischen Seite betrachtet. „Wenn Google bei dir anfragt, was noch in ihrer Suchmaschine fehlt“ und „der Lebenspartner verlangt, daß der PC nicht mehr mit ins Bett kommt“ sind letztendlich zu wahren Internetklassikern geworden. Ab diesem Zeitpunkt wo Goldberg das Wort „Internetsucht“ erstmals in den Mund nahm wurde das Thema aber auch vermehrt wissenschaftlich behandelt.

Berliner Forscher gehen lt. einer Studie davon aus, daß 3-5% der Webuser schwer „internetsüchtig“ sind. Was meinen wir mit dem Begriff Internet aber eigentlich, wenn wir das Thema Internetsucht erörtern wollen. Nun, die Antwort liegt auf der Zunge. Mit einer überwiegenden Mehrheit von 35% führt der Chat die „suchtgefährdenden“ Internetdienste an, knapp gefolgt (mit 28%) von Onlinegames (MUD’s). Bereits deutlich abgeschlagen rangieren lt. der Studie Newsgroups (15%), E-Mail (13%) sowie das World Wide Web (7%).

Für mich selbst ist das Internet schon seit Jahren ein fixer Teil meiner Freizeitgestaltung und es würde mir anfangs sicher fehlen, wenn ich ständig offline bleiben müsste. Bin ich deshalb internetsüchtig? Anders betrachtet ist das Medium Internet mittlerweile auch ein fester Bestandteil in der Gesellschaft. Jemand der den ganzen Tag Radio hört ist auch nicht Radiosüchtig, wenngleich die Auseinandersetzung mit dem Internet eine andere ist als die des Radiohörens.

Pedro

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