Leben im Hier und Jetzt – Gastbeitrag

Leben ist – es ist, es ist nicht gewesen oder werdend, es ist nicht Vergangenheit oder Zukunft, sondern es ist seiend, es ist Gegenwart! Leben ist ständig da, immer im Moment, im Hier und Jetzt, in jeder Sekunde. Es gilt nicht irgendwo anzukommen, denn wir sind schon da. Oft suchen wir Leben und sind es selbst, was wir suchen. Wir selbst sind Dasein und Welt, ein Weg des Lebens. Wir sind geboren um zu leben, geboren um Leben zu sein, das aufblüht und sich seiner selbst bewusst ist. Ist auch innerhalb des gesellschaftlichen Systems unsere Funktion und Reproduktion gefragt ist, so sind wir doch in tieferer und umfassender Wahrheit geboren um zu leben, um da-zu-sein im Dasein. Wir sind ein Ausdruck des Lebens – Leben verwirklicht sich in uns und wir als Menschen können und dürfen uns im Leben verwirklichen. Leben ist in der Gegenwart (wie das Wort ‚ist‘ schon sagt), es ist seiend, nicht gewesen oder werdend. Wir können nur jetzt gerade leben, in diesem Moment, in allen Momenten, die ständig sind. Man kann nicht im Gewesenen oder Werdenden sein, da ‚sein‘ an sich gegenwärtig ist. Der Mensch findet seinen Sinn mit geöffneten Sinnen in einem jeden Augenblick. Auf spätere Momente warten und auf mehr Sinn hoffen macht keinen Sinn, weil der kommende Moment in seinem Augenblick selbst ein Moment ist, ein Seiendes, nicht Gewesenes oder Werdendes. Es ist wichtig den Augenblick sich selbst sein zu lassen, was er auch bringt, ohne ständig zu interpretieren, bewerten und kategorisieren und beherrschen zu wollen. Leben ist gegenwärtig, es ist, es ist jeden Augenblick da.

Wir leben im Hier und Jetzt, wenn wir uns auf das was ist, einlassen, auf die – ich nenne sie – Istheit des Momentes, denn jeder Moment ist seiend wertvoll in sich selbst. Es ist sicher wichtig gegen Missstände und falsche Dinge aufzustehen und etwas zu unternehmen, aber wir übergehen zu schnell die Istheit des Momentes, das Sosein des Momentes, wie sich der Moment zeigt. Indem wir Dinge, Menschen und Gefühle meistens bewerten und sie kategorisieren, sehen wir oft nur das, was wir durch diese „Kategorie-Brille“ sehen können und wollen und können die Dinge, Gefühle und Menschen nicht erkennen, wie sie in Wirklichkeit sind, sondern nur, wie sie in unseren Gedanken sind. Aber unsere Gedanken sind oft nicht Wirklichkeit, die Gegenwart aber ist Wirklichkeit und in ihr wollen sich uns die Dinge offenbaren.

Dazu ist es wichtig, voll und ganz im Moment anzukommen, doch das geht nicht von Heute auf Morgen, sondern Bedarf der Übung. Eines der wichtigsten Dinge dabei ist unser Atem, den wir meist nicht beachten, der uns aber jede Sekunde am Leben erhält. Sie müssen nichts erreichen, einfach versuchen ein paar Male am Tag eine Minute bewusst zu atmen und zu probieren, ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Ein- und Ausatmen zu lenken. Dies ist eine Übung die zu einem klaren Geist verhilft, der dann mit der Zeit immer fähiger wird, im Hier und Jetzt anwesend zu sein und uns hilft, die Dinge immer mehr zu erkennen wie sie sich von sich selbst her zeigen.

Weiter kann auch das Meditieren hilfreich sein – doch denken sie da nicht an irgendwelche abgehobenen esoterischen Gefühle, die dabei aufkommen müssten, es ist viel wichtiger das Ihre Gefühle aufkommen, dass Sie sie einladen mit und bei Ihnen zu seien, auch negative Gefühle wie Traurigkeit, Aggression und Druck. Sie können mit ihrern Gefühlen viel besser umgehen und somit viel präsenter im Alltag sein, in dem was sie sind und was sie tun, wenn Sie und Ihre Gefühle ein eingespieltes Team sind. Es ist eigentlich ganz einfach: Sie nehmen sich einfach eine viertel Stunde vor, mit sich selbst da zu sein. Werden Sie selbst zur Istheit des Momentes, werden sie selbst zur Gegenwart und seien sie einfach da. Egal, wie profan sich das anhört, aber es ist so wie in der Mathematik: Um Integralrechnungen lösen zu können muss man sich erst mit den Grundrechenschritten vertraut machen. Am Anfang kommt das einem manchmal seltsam vor, da oft zu viel Gefühlsduselei erwartet wird bzw. angenehme Gefühle – die können und dürfen sich auch einstellen, aber fixieren Sie sich nicht darauf, denn es muss nichts sein, aber alles darf sein.

Das Hier und Jetzt ist das Wichtigste, denn das haben und sind wir ganz sicher.

Gerd Kessler

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