von Vivienne – Dezember 2004
Das Gefühl von Schuld
Jeder Lebensabschnitt prägt uns.
Jeder Niederlage.
Jeder Sieg.
Jede Enttäuschung.
Jede Erfahrung.
Am meisten prägt uns wohl, was in der Kindheit passiert.
Ob wir geborgen in einem warmen Umfeld aufwachsen.
Oder ob wir einsam sind.
In Wohlstand ersticken.
Weil uns die Liebe so fehlt.
Andere wiederum sind sich selbst überlassen.
Scheidungswaisen.
Die Mutter muss arbeiten gehen.
Da fehlt es auch oft an der gemeinsamen Zeit.
Unzählige Beispiele.
Und auch Narben.
Schläge.
Die man außen nicht sieht.
An der Seele.
Jene Wunden, die am meisten schmerzen.
Die man nicht heilen kann mit Salbe.
Über solche Wunden reden auch nicht viele.
Man verbirgt sie hinter einem lachenden Gesicht.
Oder einer undurchdringlichen Fassade.
Nur nicht zeigen, wie verletzbar man ist.
Nur nicht zeigen, wie sehr man sich nach Liebe sehnt.
Nur nicht zeigen, wie sehr man die Schuld fühlt.
Jene Schuld, die man sich täglich wieder aufbürdet.
Völlig unnötig.
Schuldgefühle, aus den Narben der Kindheit.
Du warst schlimm.
Mama hat dich nicht mehr lieb.
So ein schlechtes Zeugnis!
Bist du zu dumm zu allem?
Wer von uns hat solche Sätze nicht gehört?
Oder ähnliche?
Fühlte sich ganz klein.
Mickrig.
Minderwertig.
Und völlig ungeliebt.
So eine Narbe heilt bisweilen gar nicht mehr.
Oder nicht mehr richtig.
Helfen kann ehrliche, aufrichtige Liebe.
Liebe, die einem entgegengebracht wird.
Aber auf gewisse Weise kann man sich nur selbst aus dem Sumpf ziehen.
Einem Sumpf, der einen sonst immer tiefer ins freudlose Leben zieht.
Durch Liebe zu sich selbst.
Ich liebe mich.
Ich nehme mich an so wie ich bin.
Und ich bin total ok.
Nicht nur sich sagen.
Viel wichtiger.
Es fühlen und denken.
Ich bin es wert geliebt zu werden.
Und ich fang selber an damit.
Bei mir selbst.
Ich muss nicht perfekt sein.
Ich bin nicht für alles verantwortlich.
Ich bin ich.
Und ich mag mich wie ich bin.
Es dauert oft Jahre, so einen Selbstheilungsprozess in Gang zu setzen.
Wie eine eitrige, entzündete Wunde.
Worte sind bisweilen schlimmer wie Peitschenhiebe.
Eine verletzbare Seele kann durch sie zusammenbrechen.
Eltern wissen oft nicht, was sie ihren Kindern antun.
Viele Leute ahnen oft nicht einmal, wie sehr sie ihren Mitmenschen wehtun.
Oder noch schlimmer.
Sie tun es ganz gezielt.
Weil sie die Auswirkungen ihrer Worte genau kennen.
Scheinbar belanglose Worte wie eine beinahe tödliche Waffe einzusetzen.
Sie kennen sich aus in Psychologie.
Und freuen sich daran, wenn sie wehtun können.
Jemanden mit Worten gefinkelt verletzen, dass er Jahre daran kaut.
Und vielleicht nie wieder daran genesen kann.
Solche Menschen sind in gewisser Weise nicht besser als Mörder oder Triebtäter.
Mit einem Unterschied.
Es gibt kein Gesetz gegen sie
Lassen wir uns dennoch nicht unterkriegen.
Stehen wir immer auf.
Auch wenn es uns nicht alle Menschen immer leicht machen.
Sehen wir uns die Menschen um uns mal an.
Niemand hat das Recht uns weh zu tun.
Auch wenn wir einen Fehler gemacht hat.
Lassen wir uns keine Schuldgefühle machen, wo keine nötig sind!
Link: Alle Beiträge von Vivienne