Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Februar 2005



Hätte ich…

Hätte ich…!
Hätte ich nur nicht!
Wie oft geißelt man sich danach.
Nach einer schwierigen Entscheidung.
Oder nach einem spontanen Impuls.
Der ins Auge ging.
Ändern kann man selten etwas.
Am Status quo.
Bisweilen mildern.
Aber meistens muss man damit leben.
So wie es nun mal ist.
Manch einer träumt davon.
Mit einer Zeitmaschine zurückzureisen.
Und einen vergangenen Entschluss zu ändern.
Einen Entschluss, der das Leben in neue Bahnen lenkte.
Nachhaltig prägte.

Aber das Leben ist kein Videospiel.
Kein Reset.
Kein neues Leben.
Wir müssen aus Allem das Beste machen.
Die Gegebenheiten akzeptieren.
Auch wenn es nicht immer leicht ist.
Aber macht das das Leben nicht auch spannend?
Gibt das nicht einen eigenen Reiz?
Sozusagen zu „spielen“?
Echt.
Ohne doppelten Boden.
Ohne Netz.
Das Leben birgt immer neue Chancen.
Realer als jeder Gameboy.
Unerwarteter als in jeder Endlosserie im Fernsehen.
Sprengt jede menschliche Fantasie.

Nur wer daran glaubt, setzt sich selber keine Grenzen.

Mag sein.
Unser Leben birgt gewisse Regeln.
Und Weisheiten.
Erkenntnisse.
So und nicht anders.
Was du heute nicht lernst…
… lernst du nimmermehr.
Du bist zu alt.
Du bist zu unflexibel.
Du bist nicht schön genug.
Du bist zu langsam.
Du bist zu alt.
Du bist nicht perfekt.
Vermeintlich.
Denn wir leben längst in einer Welt ohne Grenzen.
Der Horizont breitet sich aus.
Unsere Möglichkeiten steigen ins Unermessliche.
Heute triffst du jemanden im Chat.
Der tausende Kilometer von dir lebt.
Du tauscht deine geheimsten Gedanken mit ihm.
Und er mit dir.
Entfernungen existieren heute nicht mehr.
Nicht mehr wirklich.
Und alles ist möglich.
Wenn du offen bist.

Was sind schon Meinungen?
Einschätzungen anderer?
Interessante Aspekte.
Aber nicht alles.
Wenn es um dich geht.
Und um dein Leben.
Hab den Mut anders zu denken.
Anders zu fühlen.
Gegen den Strom.
Bisweilen stürzt man.
Schlägt sich die Nase an.
Oder das Knie.
Aber wäre nie jemand aus der Gruppe ausgeschert…
…wir würden heute noch darauf warten.
Dass das Rad erfunden wird.

Hätte ich doch!
Hätte ich doch nicht!
Wer hat sich das noch nicht vorgeworfen!
Bisweilen quälend.
Und doch gibt es kein falsch im Leben.
Und kein richtig.
Nicht wirklich.
In allem liegen verborgene Möglichkeiten.
Die wir nutzen können.

Non.
Rien de rien.
Non.
Je ne regrette rien…
Edith Piaf

Vivienne

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