Selbstvertrauen – Ansichtssache

„Der Jammer mit der Menschheit ist, dass die Narren so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel“ formulierte der englische Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell Anfang des 20. Jahrhunderts.

Als ich dieses Zitat beim gelegentlichen Durchstöbern der einschlägigen Seiten im Internet fand zog es mich auf eine besondere Weise in seinen Bann. Fiel mir doch dazu spontan das eine oder andere Erlebnis ein, bei dem ich mir ähnliches gedacht hatte, ohne es aber so wie der große Philosoph Russell formuliert zu haben. Es darf hier aber keinesfalls der fälschliche Eindruck erweckt werden, man möchte Personen mit Selbstvertrauen als Narren abstempeln, genausowenig wie jemand mit wenig Selbstvertrauen automatisch klug ist. So war es wohl auch sicher nicht vom Urheber gedacht.

Auf einige Kollegen in einem Unternehmen, in dem ich vor Jahren arbeitete, war das Zitat bestens gemünzt. Da war doch die Endvierzigerin aus der Buchhaltung die uns mal bei einem Kaffeetratsch erzählte, dass ihr schon öfters auf der Straße einige 16jährige Schülerinnen nachgeschaut hatten. Frau Mayerhofer war stolz wie attraktiv sie doch sein musste – dass das Interesse der Teenager einen anderen Grund gehabt haben könnte kam der Kollegin, die nie viel Wert auf ihr Äußeres gelegt hatte, erst gar nicht in den Sinn.

Ähnlich auch Andreas Mayer aus der EDV, der wohl durch sein auffallend selbstsicheres Auftreten im Alter von 25 Jahren das Management so sehr beeindruckt haben musste, dass ihm die Position des Teamleiters übertragen wurde. Der Unmut unter den länger dienenden Kollegen war entsprechend groß, wenngleich auch gegen die Geschäftsleitung nicht offen aufbegehrt wurde. Wären nicht bei nachfolgenden Störfällen Mayer’s doch fehlende Fachkompetenz aufgefallen hätte er die Karriereleiter dank seines Selbstvertrauens wohl weiter rasch emporsteigen können.

Auf der anderen Seite wiederum ist das Vorhandensein eines gesunden Selbstvertrauen genauso Voraussetzung um beruflich wie privat bestehen zu können. Auch hier würden mir genügend Beispiele einfallen. Menschen nämlich , die beruflich jahrelang ihren Job nachgehen, fachlich bestens geeignet wären für höhere Weihen, sich diese aber selbst nicht zutrauen oder auch für die Entscheidungsträger zu unauffällig erscheinen. Das mangelhafte Selbstvertrauen oder auch der verschlossene Charakter kann dann verhindern, dass das zustehende Recht eingefordert und notfalls auch mal so richtig auf den Tisch gehauen wird.

Bei meiner kurzen Recherche für diesen Artikel im Internet bin ich auf unzählige Institute gestoßen, die Coaching zum Thema Selbstvertrauen anbieten. Es würde mir aber auch sehr viel Überwindung abverlangen ein solches Angebot in Anspruch zu nehmen.  Zuviel Selbstvertrauen kann nicht wirklich schaden, sofern der Realitätssinn und der Charakter des Menschen nicht darunter leiden.

Pedro

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