Ich stehe am Fenster.
Groß steht sie am Himmel.
Die leuchtende Scheibe des Mondes.
Sie strahlt heute fast.
Wie eine kleine Sonne.
Und ich ertrinke in ihrem Anblick.
Frühsommervollmond.
Umgeben von einem Hof von Licht.
Erdtrabant.
Auf dem sich unser Planet widerspiegelt…
Immer übt er eine eigenartige Faszination auf mich aus.
Der Vollmond.
Winter.
Sommer.
Es spielt keine Rolle.
Und so oft frage ich mich.
Was würde ich wohl sehen?
Sitzend auf dem Mond.
Und ich blicke auf die Erde.
In dieser Vollmondnacht…
Natürlich würde ich nichts erkennen.
Keine Details.
Nur die Lichter der Nacht.
Auf der nördlichen Halbkugel.
Dazu Wolken und Abgase.
Luftverschmutzung.
Das würde mir wohl nicht gefallen…
Hexen ziehen gerne durch die Vollmondnächte.
Unvermittelt fällt mir das ein.
Vielleicht bin ich auch eine.
Oder einmal gewesen.
Was weiß man schon…
Und es müsste atemberaubend sein.
Auf einem Besen durch die Nacht zu reiten.
Nur beleuchtet durch die Scheibe des Mondes.
Spuren ziehen.
Durch die Nacht.
Und alles hinter mir lassen.
Was mich beschwert.
Im wahrsten Sinn des Wortes.
Nur wollte ich keinen Hexenhut tragen.
Nein.
Ich würde gerne den Fahrtwind spüren.
Im Gesicht.
An den Ohren.
Während ich durch die Nacht enteile.
Und dabei allerlei Getier aufschrecke.
Eine Eule.
Ein Kaninchen.
Oder ein Eichhörnchen.
Dort vorn fliegt ein Eichelhäher!
Und er flieht vor mir.
Kein Wunder!
Wer erschreckt nicht?
Vor einer Frau auf einem Besen?
Die laut kreischt?
Während sie ihr Gefährt durch die Lüfte lenkt?
Ich reiße mich wieder los.
Von diesen Bildern.
Prall und lebendig.
Vor meinen Augen.
Ich bin keine Hexe.
Ich bin einfach ich.
Und nicht ich kann fliegen.
Sondern nur meine Gedanken.
Mühelos wechseln diese in andere Welten.
Mühelos.
Während mein Körper hier verweilt.
Am Fenster.
Und den Mond betrachtet.
Fast paralysiert.
Und doch auch ein wenig ängstlich.
Die Nacht ist noch jung.
Mein Herz schlägt schnell.
Als befände ich mich wirklich auf einer Fahrt.
Durch die wildromantische Nacht.
Einer Nacht.
Die kein Ende nehmen müsste.
Nicht für mich.
Ich kann so viel erleben!
So viel entdecken!
Nicht nur da draußen.
Nein.
Auch in mir…
Vivienne/Gedankensplitter