Wach geküsst – Gedankensplitter

Wie lange war ich allein?
Hundert Jahre?
Oder länger?
Ich weiß es nicht.
Eine halbe Ewigkeit.
Ganz sicher.
Eintönigkeit.
Monotonie.
Kälte.
All das beherrschte mein Leben.
Einsamkeit…
…und ach so schwer zu tragen…
Manchmal merkt man gar nicht mehr.
Wie schwer man trägt.
An der Bürde des Lebens.
An der Last des Alleinseins…
An der Kälte der Freudlosigkeit…
Ich nahm mein Leben.
Wie es kam.
Oft unglücklich.
Aber bestimmt unerfüllt.
Und ohne jeden Glanz…

Nun stehst du vor mir.
Redest mit mir.
Scheinbar Belangloses.
Und doch verbindet mich so viel mit dir…
Auf einmal …
Ich kann dir nicht mehr in die Augen sehen.
Du musterst mich.
Intensiv.
Du suchst etwas in meinem Blick.
Dass mir schwindlig wird.
Du forscht nach meinem Innersten…
Ich bin das nicht mehr gewöhnt.
Dass mich jemand so ansieht.
Nein.
Nicht mich ansieht.
Sondern in mich hinein…
Als wären dein Blick ein verlängerter Arm.
Der auf den Saiten meiner Seele zu spielen versucht…
Du versuchst es.
Du versuchst es wirklich.
Ich kann dich nicht mehr ansehen…
Nicht in deine Augen.
Ich wende mich ab.
Fühle wie die Röte aufsteigt.
In meinem Gesicht.
Ich möchte nicht, dass du das merkst!
Das stört dich aber nicht.
Nicht im Geringsten.
Du kommst einfach näher.
Drehst mich herum.
Dass ich dich ansehen muss.
Und dann küsst du mich…
Ich schließe die Augen.
Öffne meine Lippen.
Und fühle deinen Mund…

Du hast mich wach geküsst.
Aus einem Albtraum.
Der endlos schien.
Der mich um die Freude gebracht hatte.
Dass meinem Leben die Würze fehlte.
Der mich um alle Wärme gebracht hatte.
Die ich so notwendig brauchte…
Ich war eine Blume ohne Wasser.
Ich war eine Rose ohne Licht.
Du hast mich wach geküsst.
Du bist mir wie die Sonne.
Und wie der Regen zugleich.
Du bist der Wind.
Der mich behutsam streichelt.
Mich aber auch mit Leidenschaft erfüllt.
Ich war fast wie Dornröschen.
Nur dass ich nicht ewig träumte.
Sondern ewig einen Traum lebte.
Trostlos und bizarr…
Du hast die Dornen meines Lebens durchschnitten.
Du hast die Zweige geteilt.
Die uns trennten.
Du hältst mich.
Du lässt mich nicht los.
Ich lehne mich an dich.
Den Kopf an deiner Brust geborgen.
Fast ein Versprechen.
Das wir uns hier geben…
Hier und jetzt.

Du hast mich wach geküsst…

Vivienne/Gedankensplitter

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