Warum ich Facebook nicht mag – Ansichtssache

Ein römisches Krankenhaus bietet seit kurzem psychiatrische Behandlung für Personen an, die unter einer so genannten Computer-Abhängigkeit leiden. Unter dieser doch relativ neuen Form des Suchtverhalten fallen laut den Therapeuten jene Menschen, die sich etwa sogar im Urlaub keine zwei Stunden ohne Zugriff auf beispielsweise ihren Facebook Account vorstellen können. Im ersten Moment schmunzelte ich über diese Meldung, als ich sie auf einer deutschen Nachrichtenseite fand – doch im zweiten Moment stellte ich mir die Frage, wie es denn diesbezüglich bei mir selbst aussehen würde. Ich rufe in der Regel mehrmals täglich – seit kurzem auch über das Smartphone – meine Mail-Accounts ab, nehme zeitweise an Diskussionen in Internetforen teil, besuche regelmäßig bestimmte Informationsportale und besitze auch für den Live Messenger einen Account. Natürlich ist das Internet auch längst für mich, wie für viele andere auch, zur liebgewordenen Gewohnheit geworden, doch glaube ich dennoch vom eingangs erwähnten Suchtverhalten weit entfernt zu sein.

Einen beinahe beispiellosen Siegeszug in der Kategorie der sogenannten „social networks“ hat in den letzten Jahren wohl die Plattform Facebook verzeichnen können. Das 2004 von Mark Zuckerberg an der Harvard University entwickelte Portal kann an seinem sechsten Geburtstag auf 400 Millionen aktive Benutzer unter 70 verschiedenen Sprachschnittstellen verweisen. Der Wert des Unternehmens wird derzeit auf 10 bis 15 Milliarden Dollar geschätzt.

Jeder Benutzer erstellt auf Facebook eine eigene Profilseite. Es besteht die Möglichkeit Fotos und Videos bereitzustellen, sowie auf einer Pinnwand öffentliche Nachrichten zu posten. Auch wenn ich mich Facebook bisher selbst erfolgreich verweigert habe hatte ich bei Bekannten schon vereinzelt die Möglichkeit das Portal auch inhaltlich zu begutachten. Ich will nun natürlich nichts verallgemeinern, doch die Pinnwand-Postings die ich zu sehen bekam waren an Inhaltsschwäche schwer zu steigern.

Die Möglichkeit mit anderen Benutzern zu chatten wird sehr intensiv in Anspruch genommen. Die Kontaktpersonen scheinen im Portal als „Freunde“ auf, die sich einerseits über den Namen selbst, aber auch über Interessensgruppen und andere Gemeinsamkeiten finden lassen. Facebook bietet auch eine gute Möglichkeit Menschen aufzuspüren, mit denen man vor Jahren zusammengearbeitet oder die Schulbank gedrückt hat – es ist nur die Frage, ob es mir ein Anliegen ist auf diese Art und Weise auch gefunden zu werden. Da man sich die Liste der Freunde eines Freundes in der Regel anschauen kann, kann man auch an diesen einen Freundschafts-Anfrage senden. Auf diese Art und Weise kann die Freunde-Liste unter umständen sehr rasch in den Bereich von mehreren Hundert Freunden gehen – auch wenn das nicht unbedingt meiner Definition einer realen Freundschaft entspricht. Natürlich soll es diverse Einstellungen geben, die die Privatsphäre schützen sollen, doch sind diese aus meiner Sicht nicht ausreichend.

Es ist bei Facebook üblich den Account nicht nach einem Synonym, sondern nach dem relalen Vor- und Zunamen zu benennen.  Offensichtlich fiktive Benutzernamen alias „Albert Einstein“ wurden von Facebook auch schon gelöscht. Wenn ich in einem Forum unter einem Synonym poste stehe ich hinter meinen Postings inhaltlich genau so, als wenn es unter meinem realen Namen geschehen würde – doch bin ich mir nicht sicher, ob die Leser diesen in jedem Fall wissen müssen bzw. umgekehrt ich einer Suchmaschine Aufschluss über all meine Internetaktivitäten geben möchte.

Die sogenannten Facebook-Gruppen dürften einen besonderen Reiz ausmachen. So wurde kürzlich in den Medien von der Gruppe „Kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr Freunde haben als H.C.Strache?“ berichtet, die es schon auf immerhin 130.000 Fans gebracht hat. Facebook sorgte kürzlich auch für Aufsehen, als die Nutzungsbedingungen dahingehend geändert wurden, dass sämtliche Daten der persönlichen Nutzerprofile, selbst dann wenn der Account gelöscht wird, in das Eigentum von Facebook übergehen.

Es war bestimmt nicht meine Absicht mit meinem heutigen Artikel jene Menschen zu kritisieren, die Facebook verwenden – ich wollte lediglich meine persönliche Sichtweise zum Phänomen Facebook aufzeigen. Für mich selbst gehe ich weiterhin davon aus, dass ich eine aktive Teilnahme an der Facebook Community aus sehr persönlichen Gründen  ausschließen kann.

Pedro

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