Hypo Real Estate und so weiter

Georg Funke, früherer Mann im Hintergrund und plötzlich durch einige gute Entscheidungen, aus der Sicht der von ihm aufgepäppelten Hypo Real Estate zu Ruhm und Ehren gekommen, versuchte seine Bude noch um einige Potenzen weiter aufzupoppen!

Tochter Hypo Real Estate wuchs und die Mutter, HVB, wurde von der Italienischen Unicredit geschluckt. Funke funkelte, auf dem Höhepunkt seiner Karriereleiter wie der Sternenhimmel im Dezember.

Die HRE hatte im April 2006 einen Börsenwert von 7,7 Milliarden EUR bei einem Kurs von 57,30EUR.

Die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Commerzbank versuchten nun mit Funke einen Deal abzuwickeln, wobei der ihnen den Staats und Immobilienfinanzierer Eurohypo abkaufen wollte.

Die Aktionäre, mit Vorkaufsrechten gesegnet, verhinderten diese Transaktion. Diese Bude ging somit an die Commerzbank. Funke funkelte nicht mehr, wie noch anfangs.
Die Aktionäre hätten bei einem Deal mit Funke ihre Aktien halten müssen und da sie lieber verkaufen wollten…!

Axel Wieandt, einer der wohl besonnensten der Deutsche Bank-Strategen, hatte wohl nicht das selbe Vertrauen zu dem Aufsteiger Funke.
Funke hatte sofort einen weiteren Übernahme-Kandidaten, die Deutsche Pfandbriefbank in Dublin, kurz Depfa, im Radar.

Depfa-Chef Gerhardt Bruckermann, zuvor sehr erfolgreich im Vermarkten von Staatsfinanzierungen, hatte selber ein Portofolio von 8, 039 Millionen Depfa-Aktien, runde 108 Millionen EUR wert, in der Gesäßtasche und wollte nun Kasse machen, bevor diese Aktien wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkämen.

Die Deutsche Bank hatte zuvor abgewunken und da schlug Funke zu!
Der Staatsfinanzierer war gut bei den Analysten angesehen und klein genug, um ihm keine Konkurrenz machen zu können. Er würde Boss bleiben können!
Diese Bude verschlang schlappe 5,7 Milliarden EUR.
Und Bruckermann war um mehr als 100 Millionen EUR reicher!

Die schon 1922 gegründete Depfa, Synonym für verschnarchte Hypokredite mit Geringenstprofiten war vom Mauerfall überrascht, durch Helmut Kohls Visionen von „blühenden Landschaften“ im Osten beflügelt, mit der Abwicklung des Privatisierungsrauschs, zur großen Nummer geworden.

Bruckermann, bei der Deutschen Bank zum Starverkäufer avanciert, hatte das Näschen, das wohl solche Leute auszuzeichnen schien, die den richtigen Knall hören können und dann genau das machen, was allen nützlich ist!

Mit dem US-Investment-Finanzierer Fulvio Dobrich zusammen, startete er im Steuerparadies Nikosia einen Laden für Russische Staatsanleihen und weitere Ostpapiere.
2004 brachten diese Aktivitäten einen Reingewinn von 69 Millionen, mit noch nicht einmal 30 Angestellten.
In Zypern fielen weniger als 5% Steuern an! Halleluja!

2000 zum Boss bei der Depfa aufgestiegen, verlagerte er den Firmensitz nach Dublin, der Steuern wegen.
2004 war die Depfa das wohl profitabelste Europäische Geldinstitut, mit über 30 % Rendite.
Hieran wurde Bruckermann mit geschätzten 7,4 Millionen Jahres-Verdienst beteiligt.
Problem, wieder einmal, Risikobereitschaft!
Die Kredite die Bruckermanns Bank vergab, musste innerhalb von 90 Tagen refinanziert werden und das in Milliardenhöhe!
Stellen sie sich einen Hauskauf vor, den sie komplett finanzieren und diesen Kredit müssen sie innerhalb von 9o Tagen zurückzahlen!
Neue Kredite müssen also her!

Bruckermann wurde öfter als einmal von Geschäftspartnern gefragt, ob er das von den Aufsichtsbehörden habe genehmigen lassen, was er stets bejahte.
Bruckermann wusste natürlich, dass die Irische Aufsicht mehr als lax agierte und sein Erfolg schien im ja auch in allem Recht zu geben.

Rating-Agenturen gaben ihm Bestnoten und die Börsen-Gurus klatschten Beifall!
Die Zypriotische melkende Kuh, bekam das beruhigte Ostgeschäft zu spüren und somit musste eine neue Idee her.

Ab 2005 begann der Stern Bruckermanns zu sinken.
Einer Bilanz von über 230 Milliarden EUR standen 90 Milliarden Euro mit Laufzeiten von bis zu 90 Tagen gegenüber. Höchst riskant und im höchsten Maße unsolide!

2,5 Milliarden über dem Marktwert war Herrn Funke von der HRE der Deal mit der Depfa wert und die Bedenken der Kontrolleure der Bafin (der Bankenaufsicht), die vor den extrem kurzen Laufzeiten der Auffangkrediten der Depfa warnten, wurden mit einer Handbewegung zu Seite gewischt.

Funke hatte sich durchgesetzt und damit seinen Abgang unwiderruflich eingeleitet.

Die Depfa-Leute hatten immer peinlich genau darauf geachtet, dass die Eigenkapital-Quote bei mindestens 10% lag und hierdurch immer von anderen Banken Kredit bekommen.
Durch die Vereinigung mit der Hypo Real Estate, sank auch die Kernkapitalquote nun auf niedrige 5,5%.

Die Amerikaner wurden plötzlich klamm und feucht im Schritt und die Börse reagierte angesichts der Übernahme der Depfa durch die HRE, mehr als nur abweisend. Der Aktienkurs fiel unter 40 EUR.
Wichtige Männer bei der Depfa packten, gleich ihrem alten Chefs Bruckermann, die Koffer und nicht wenige der Altgedienten fragten sich, „wer zum Teufel ist eigentlich die Hypo Real Estate?“

Funke reiste durch die Gegend und erklärte unisono, dass die internationale Schwächeperiode seiner Bude keine Schwierigkeiten mache, „dafür sind wir zu solide aufgestellt!“

Für die neue Investition hatte er zu diesem Zeitpunkt zu wenig Zeit und überließ zunächst der Truppe das Geschäft, ohne sich zu sehr reinzuhängen.
Doch langsam, zunächst ganz langsam versiegte der Geldmarkt für die Depfa.

Die Bankenaufsicht wurde aufmerksam. Hier wurde in den einschlägigen Vorschriften und Gesetzen nachgeforscht, ob ein solch krudes Verschachteln von Holding und unter ihrem Schirm freizügig handelnder Töchtern, eigentlich ganz gesetzeskonform sein könne.
Die Bafin fragte beim Minister Peer Steinbrück nach. Hier leider keine Antwort.

Am 15. Januar 2008 stellte Funke fest und informierte, dass die Abschreibung von 390 Millionen EUR an amerikanischen Wertpapieren nötig erscheine. Alte Papiere einer Württhypotochter!
Die Börse rotierte! Funke, der Sunnyboy der Branche dackelte vor sie hin und gab Verluste zu!
Die Aktie rauschte sofort um 38% in den Keller.

„Ich habe gut gearbeitet, ein Rücktritt kommt nicht in Frage!“ so Funke und sofort kaufte er persönlich HRE-Aktien, des günstigen Wertes wegen, für mehr als 440.000 EUR.

Am 15. September 2008 machte die Investmentbank Lehman Brothers in Amerika pleite.
Am 16. September 2008 rief Herr Funke um Hilfe!

Zur Zeit scheinen über 100 Milliarden geliehene EUR des Deutschen Steuerzahlers, diese Pleite nun auch nicht mehr verhindern zu können!

Der Großaktionär Flowers aus Amerika gibt sein Aktienpapier nur frei, wenn der Bund ihm das Vierfache des augenblicklichen Marktwertes bezahlt!

Doch der Verlust des Investors dürfte dabei doch noch bei ganz schlappen 1 Milliarde EUR liegen.

Minister Steinbrück erklärte noch heute morgen im Deutschen Bundesrat, der Vertretung der 16 Bundesländer leicht säuerlich, dass eine Verstaatlichung der HRE nun nicht mehr so ganz ausgeschlossen sei!

Antoine Susini Februar 2009

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