Mensch ist nicht Mensch

Mensch ist nicht Mensch.
Man kann nicht alle.
Über einen Kamm scheren.
Das ist gut.
Und auch schlecht.
Nur eines wird dabei offensichtlich.
Unterschiedliche Menschen.
Können unterschiedlich reagieren.
In derselben Situation…

Sonntag im Advent.
Ich fuhr Richtung Bahnhof.
Mit der Straßenbahn.
Etwa um die Mittagszeit.
Ich wollte einen Zug erwischen.
Einen Adventmarkt besuchen.
In der Vorstadt.
Dichtes Gedränge am Ausgang.
Ganz vorne.
Ein Paar.
Fünfzig oder älter.
Die Straßenbahn hielt am Bahnhof.
Etliche Leute drängten nach draußen.
Das Paar blieb stehen.
Fühlte sich nicht gemüßigt.
Platz zu machen.
Schließlich fragte ich.
Darf ich bitte aussteigen?
Der Mann drehte sich um.
Ein Gfeanzter.
Wie man bei uns sagt.
Geht ja eh!
Lärmte er.
Was woll’n’s denn?
Er rückte nicht beiseite.
Blickte mich herabwürdigend an.
Als ich mich an ihm vorbeidrängte.
Geht ja eh!
Wenn ma will…

Normalerweise.
Lässt man so einen Menschen links liegen.
Aber ich war aufgebracht.
Über so viel Präpotenz.
Der Kerl.
Er blockierte den Ausgang.
Mit einer Selbstverständlichkeit.
Als gehörte die Straßenbahn ihm.
Und alle müssten ausweichen…
Also drehte ich mich um.
Und bedachte den Typen mit einem Kraftausdruck.
Laut und vernehmlich.
Und hastete erst dann weiter.
Zu meinem Zug…
Erleichtert!

Vielleicht verzichtbar.
Diese Reaktion.
Mag sein.
Und trotzdem.
Manchmal muss das sein.
Trotzdem.
Das Verhalten des Mannes.
Überaus fragwürdig.
Und es geht auch anders…
Acht Tage später.
Am Einkaufsfeiertag.
Ich war wieder unterwegs in der Stadt.
Am Nachmittag.
Weihnachtsgeschenke kaufen.
Wieder dichtes Gedränge in der Straßenbahn.
Ich wollte aussteigen.
Und steckte doch mitten in den Leuten!
Wie komm’ ich jetzt nur heraus?
Meinte ich mehr zu mir selbst.
Halblaut.
Ich war mir sicher.
Ich würde weiterfahren.
Mit der Straßenbahn.
Zwangsweise.
Da hörte ich den Mann hinter mir.
Versuchen Sie es hier!
Er trat beiseite.
Und die Menschenschlange löste sich auf.
Fast wie von selbst.
Danke.
Sagte ich.
Und trat eilig aus der Straßenbahn.
Gerüstet für den Weihnachtsmarathon!

Zwei Männer.
Kein Vergleich.
Nicht wahr?

Vivienne/Lilly

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