von Vivienne – Oktober 2004
Robin Hood – König der Diebe
Wenn Cineasten an Robin Hood denken, fällt ihnen vermutlich mit mehr oder weniger feuchten Augen der Klassiker aus dem Jahr 1939 ein: Erroll Flynn, Frauenliebling und Filmkönig der Dreißiger- und Vierzigerjahre in Hollywood, verkörperte im ersten Farbfilm überhaupt einen Helden in Strumpfhosen, der sich elegant und gewandt duellierte, (auch mit spitzer Zunge) kämpfte, den Reichen nahm um den Armen zu geben, König Löwenherz wieder auf den Thron verhalf und so nebenbei das Herz der schönen Lady Marian in der Gestalt der bezaubernden Olivia de Haviland eroberte. Lang ist es her, viele Verfilmungen des Genres sollten diesem cineastischem Denkmal für die Ewigkeit folgen, ohne dabei an den Klassiker heranzureichen
bis ins Jahr 1991. Bis sich der frisch mit dem Oscar für Der mit dem Wolf tanzt ausgezeichnete Kevin Kostner mutig der Materie annahm. Kostner, damals noch erfolgsverwöhnt, geriet das Wagnis, sich an dieses Sujet zu wagen, zu einer bunten, prachtvollen Melange: packend, spannend, erregend und versehen mit dem nötigen Schuss Humor und Ironie. Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt, allen voran der heldenhafte Robin Hood über die sinnliche Schönheit Marian bis hin zum Schurken vom Dienst, dem Sheriff von Nottingham.
Über den Inhalt muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Der dürfte den meisten schon von Kindesbeinen an vertraut sein. Nur der Ordnung halber sei erwähnt, dass Kostner ein paar dramaturgisch notwendige Facetten in seinem Robin Hood ergänzt hat. Robin (Kevin Kostner) befindet sich während des Kreuzzugs in Kriegsgefangenschaft der Orientalen. Bei seiner Flucht rettet er dem Mohren Azeem (Morgan Freeman) das Leben, der ihm darauf folgt, um seine Schuld wieder gut zu machen. Die meisten ahnen an dieser Stelle schon: Azeem wird im Finale des farbenprächtigen Events noch zum Zünglein an der Waage werden
Robin kehrt also mit seinem neuen Freund in die Heimat zurück, aber sein Vater ist tot, den Besitz hat sich der Sheriff von Nottingham (Alan Rickman) einverleibt, der ein Schreckensregiment führt. Damit beginnt der Kampf Robins und seiner Mannen, die er schnell um sich geschart hat, gegen den Unterdrücker aber auch um die Frau, die beider Herz in Wallung bringt: Lady Marian (Mary Elizabeth Mastrantonio). Ein Kampf, der in ein sehenswertes Finale mündet, bei dem einem oft das Herzblut stockt, aber Robin trotzdem nie die sein Ziel aus den Augen verliert. Auch dank Azeem, der die Möglichkeit nutzt, hinter seine Mission den Schlusspunkt zu setzen
Ein Wahnsinnsfilm auch noch nach Jahren, musste ich zugeben, als ich vor Kurzen wieder diesen neuen Klassiker im Fernsehen sah. Der absolute Superstar des Filmes ist für mich allerdings nicht Kostner, der in anderen Rollen schon überzeugender und besser rüberkam, sondern Alan Rickman als Sheriff von Nottingham. Rickman gibt einen Bösewicht, wie man ihn sich nur wünschen kann: böse, böse und nochmals böse, voller Zynismus und doch zwischen den Zeilen auch mit tragisch-verzweifelten Anwandlungen und das alles gewürzt mit sehr viel Ironie. Rickman ist immer wieder sehenswert und setzt dem Film seinen Stempel auf.
Was man von Kostner selber wie schon erwähnt nur bedingt sagen kann. Kostner war das Zugpferd für den Film, lockte auch die Massen ins Kino aber seine schauspielerische Leistung blieb etwas unter den Erwartungen. Auch wenn Kostner keine Mühen scheute und sich sogar zur Tarnung mit Pferdeäpfeln einreibt: er wirkt teilweise doch ein wenig farblos und eindimensional, selbst im Konflikt mit seinem Halbbruder Will Scarlett. Morgan Freeman als Azeem ist nicht der Mann der großen Taten und Aktionen aber im nötigen Augenblick ist er da um seine Schuld abzuarbeiten. Ruhig und leise in seiner ganzen Art spürt man dennoch seine Präsenz im ganzen Film.
Mary Elizabeth Mastrantonio verkörpert eine ungewöhnliche Lady Marian. Schon vom Typ her wurde wohl bewusst mit der rassigen, dunkelhaarigen Schönheit ein optisches Gegenstück zur blonden und eher passiven Olivia de Haviland aus dem Klassiker 1939 gesetzt. Mastrantonio ist fast eine emanzipierte Marian, nicht unterwürfig sondern sehr selbstbewusst Den originellen Schlusspunkt setzt noch Parade-Bond Sean Connery als König Richard Löwenherz, der sich breitschlagen ließ, für ein paar Szenen den lang vermissten König zu mimen und den Streifen zusätzlich zu veredeln. Die Rechnung ging in jeder Hinsicht auf Anfang der 90er Jahre gelang Kostner fast alles, was er anpackte und man muss wohl auch zugeben, dass sich nicht nur für mich in diesem Meisterwerk der Regisseur Kostner besser in Szene zu setzen vermochte als der Schauspieler
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